Russland will Armee aufstocken: Geheimdienst zweifelt
Mitte der Woche hat der russische Präsident seine Pläne zum weiteren Kriegsverlauf vorgestellt. In seiner Rede, die mit einer Schweigeminute für die im Krieg getöteten Soldaten, begonnen hatte, verglich Wladimir Putin seinen Angriffskrieg mit dem Vaterländischen Krieg 1812 gegen Napoleon sowie mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Der Kremlchef gab sich siegessicher: "Ich bin sicher, dass wir Schritt für Schritt alle unsere Ziele erreichen." Der aktuelle Krieg sei wertvolle Erfahrung für den weiteren Aufbau des eigenen Militärs.
"Keine finanziellen Beschränkungen"
Der 70-Jährige umriss auch Pläne, wie die russische Armee gestärkt werden könne: So forderte Putin höheres Tempo bei der Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte. Geld solle dabei keine Rolle spielen. Konkret nannte Putin mehr Investitionen für Drohnen: "Jeder Soldat muss die Möglichkeit haben, Informationen von Drohnen zu bekommen."
Von der Armeespitze forderte Putin eine Verbesserung der militärischen Leistungen in der Ukraine. Die Armee müsse aus den Problemen in der Ukraine lernen und diese beseitigen. Auch hier gilt: "Wir haben keine finanziellen Beschränkungen. Das Land und die Regierung stellen alles zur Verfügung, worum die Armee bittet."
Am selben Tag nach Putins Ausführungen kündigte Verteidigungsminister Sergej Schoigu an, die Armee um 350.000 auf 1,5 Millionen Soldaten aufzustocken. Vor allen bei den Zeitsoldaten soll deutlich nachgelegt werden. Zugleich wird auch der Alterszeitraum, in dem junge Männer als Wehrpflichtige eingezogen werden können, erweitert. Schoigu schlägt als Höchstgrenze 30 Jahre vor. Bisher wurden in Russland vor allem junge Männer nach Vollendung des 18. Lebensjahres einberufen. Der Kremlchef erklärte sich mit den Vorschlägen einverstanden.
London: Aufstockung schwierig
Die russischen Pläne zur Vergrößerung der Armee dürften nach Ansicht britischer Militärexperten eine große Herausforderung darstellen. Das geht aus dem Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine am Freitag hervor.
"Es bleibt unklar, wie Russland die Rekruten finden wird, um eine solche Vergrößerung zu erreichen in einer Zeit, wenn seine Streitkräfte unter nie da gewesenem Druck sind in der Ukraine", so die Mitteilung der Briten.
Mehr iranische Drohnen?
Dem Direktor des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, zufolge bereitet sich der Iran darauf vor, die Lieferungen fortschrittlicher Waffentypen nach Russland auszuweiten. Dies berichtete laut Ukrinform die russischsprachige israelische Tageszeitung "Vesty". "Teheran hat weitreichende Pläne, die Lieferungen fortschrittlicher Waffensysteme nach Russland auszuweiten", so Barnea demnach. Gleichzeitig werde versucht, diese Operation geheimzuhalten.
"Wir warnen über verschiedene Kanäle vor den Absichten des Iran, sein Atomprogramm und die Urananreicherung auszuweiten, sowie vor der Absicht des iranischen Regimes, die Angriffe auf israelfreundliche muslimische Nationen in der Region zu intensivieren", fügte der Chef des Mossad hinzu.
Am Donnerstag telefonierten der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Putin. Der israelische Regierungschef äußerte sich dabei besorgt über die Stärkung der Beziehungen zwischen Russland und dem Iran, auch in syrischer Richtung, berichtete Ukrinform.