Russischer Angriff auf Zivilisten: Schallenberg bestellt russischen Botschafter ein
Der Schock sitzt immer noch tief: Am Donnerstag wurden durch den russischen Raketenbeschuss in Hrosa unweit der Stadt Kupjansk 51 Menschen getötet, darunter ein sechs Jahre altes Kind. Drei Personen galten als vermisst.
Zum Zeitpunkt des Angriffs hatten sich die Dorfbewohner demnach in dem Café zu einer Trauerfeier für einen verstorbenen Mitbürger versammelt. Laut dem ukrainsichen Präsidenten Wolodymyr Selenskij lebten in Hrosa zuletzt etwas mehr als 300 Menschen. Der schlimmste russische Angriff, den es seit Kriegsbeginn im Gebiet Charkiw gab, löschte damit ein Sechstel des Dorfes aus.
Die Bergungsarbeiten wurden am Abend abgeschlossen, hieß es, weitere Opfer seien unter den Trümmern nicht gefunden worden.
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"Entsetzlicher Terror"
Russlands Armee sei "das absolut Böse", sagte der ukrainische Präsident am Donnerstag in seiner Videoansprache.
"Russlands entsetzlicher Terror gegen die Zivilbevölkerung der Ukraine lässt nicht nach und hat heute einen weiteren düsteren Meilenstein erreicht", verurteilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell den russischen Angriff. Vorsätzliche Attacken auf Zivilisten seien Kriegsverbrechen, so Borrell.
Auch UNO-Generalsekretär António Guterres machte Moskau schwere Vorwürfe. "Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur sind nach dem humanitären Völkerrecht verboten und müssen sofort eingestellt werden."
Die UN wird ein Ermittlungsteam nach Hrosa schicken.
Schallenberg bestellt russischen Botschafter ein
Als Reaktion auf den Angriff auf Hrosa wurde der russische Botschafter in Österreich, Dmitri Ljubinski, ins Wiener Außenministerium zitiert worden. Generalsekretär Nikolaus Marschik habe am Freitagvormittag ein Gespräch mit ihm geführt, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums.
"Mit diesem brutalen Angriff auf zivile Ziele bricht die Russische Föderation zum wiederholten Mal das humanitäre Völkerrecht. Die Verantwortlichen für diese Kriegsverbrechen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Dafür wird sich Österreich im Verbund mit anderen Partnern weiterhin einsetzen", betonte das österreichische Außenministerium.
Charkiw: Zehnjähriger Bub gestorben
Auch am Freitag meldete die Ukraine mehrere Angriffe: Nach Angaben des Generalstabs in Kiew standen mehr als 110 Ortschaften der Ukraine unter russischem Artilleriebeschuss.
In der ostukrainischen Stadt Charkiw starb bei russischem Beschuss eines Wohnhauses ein zehn Jahre altes Kind, wie die Behörden am Freitag mitteilten. Die Leiche des Jungen sei aus den Trümmern gezogen worden. Mehrere Menschen wurden demnach verletzt.
Auf einem Video waren auch schwere Zerstörungen auf der Straße in dem Wohnviertel zu sehen. Dort schlug nach ersten Erkenntnissen eine Rakete ein.
Selenskij verurteilte den neuen „russischen Terror“. Mehr als 20 Menschen seien diesmal verletzt worden, schrieb er im sozialen Netzwerk X. Die Rettungsarbeiten dauerten an, sagte er.
Russische Militärs haben in der Nacht auf Freitag nach Darstellung ukrainischer Medien erneut Ziele in der Ukraine mit sogenannten Kamikaze-Drohnen angegriffen. Die in drei Wellen anfliegenden Drohnen hatten unter anderem Tscherkassy im Landesinneren und die südukrainische Hafenstadt Odessa zum Ziel.
Heute Früh meldeten ukrainische Luftstreitkräfte, dass die Flugabwehr des Landes 25 von 33 russischen Drohnen zerstört habe. Im Donaugebiet seien unter anderem ein Getreidespeicher beschädigt worden und mehrere Lastwagen in Brand geraten.
Es gebe keine Verletzten, hieß es.