Politik/Ausland

"Hätten früher gehen sollen": Flucht aus Bachmut in letzter Minute

Viel ist es nicht mehr, was sie noch mitnehmen konnten: Einen Hund, eine Katze, ein paar Habseligkeiten, die ihnen nach all den Angriffen geblieben sind.

Es sind zwei Familien und eine alleinstehende Frau, die es am Montag mit Hilfe ukrainischer Soldaten aus der seit Monaten heftig umkämpften Stadt Bachmut geschafft haben.

Wie viele Einwohner dort immer noch ausharren, weiß niemand so genau.

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Ljuba steht weinend auf der Straße, ihre zitternde Chihuahua-Hündin Margot im Arm. Sie steht sichtlich unter Schock.

Die Wochen, die sie wegen der ständigen Kämpfe und Angriffe im Keller verbrachte, sind Ljuba deutlich anzusehen. "Wir hätten früher gehen sollen", sagt sie nach ihrer Flucht in letzter Minute. "Aber wir dachten doch nicht, dass so etwas passieren könnte".

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Der Kampf um Bachmut hat sich zur längsten und blutigsten Schlacht im seit einem Jahr andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine entwickelt.

Vor dem Krieg hatte die Industriestadt im ostukrainischen Donezk 70.000 Einwohner. Die meisten sind schon lange weg. Die ukrainischen Truppen schätzen, dass heute noch 1.000 bis 5.000 Menschen in der zerstörten Stadt leben.

Viele von ihnen versuchen, doch noch rauszukommen, doch das gelingt immer schlechter. Es waren ukrainische Soldaten, die Ljuba und ihre kleine Gruppe in ihrem Panzerwagen in die rund 17 Kilometer entfernte Frontstadt Tschassiw Jar brachten.

In Autos fuhren die Geflüchteten dann die 20 Kilometer bis Kostjantyniwka weiter, wo sie in einem Zentrum für Binnenvertriebene mit Essen versorgt werden und übernachten können.

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Doch Ljuba hält dort nichts mehr. Sie will so schnell wie möglich nach Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, sagt sie. Während sie und die anderen Tschassiw Jahr verlassen, pfeift eine Granate über sie hinweg.

Eigentlich haben die ukrainischen Soldaten derzeit anderes zu tun, als sich um die Einwohner zu kümmern, die Bachmut verlassen wollen. "Hier herrscht Krieg, es wird geschossen", sagt einer der Soldaten, die Ljuba und die anderen Zivilisten in Sicherheit gebracht haben.

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Dann zuckt er mit den Schultern und fügt hinzu, er und seine Kameraden steckten mitten im Kampf und könnten nicht nach Zivilisten suchen, um sie zu evakuieren.

Doch "sie kommen von selbst und sagen, dass sie raus wollen."

Nach Angaben eines anderen Soldaten ist es das zweite Mal binnen einer Woche, dass er und seine Kameraden Zivilisten aus Bachmut bringen.

Diese seien so lange geblieben, "weil sie hofften, dass alles gut wird". In Bachmut aber werde um jedes Gebäude gekämpft, fügt er mit schlammverschmiertem Gesicht hinzu. "Die Chance, dass ihre Zuhause unbeschädigt bleibt, ist sehr gering".

Die derzeitige Lage in der Schlacht um Bachmut lässt sich von unabhängiger Seite kaum einschätzen. Angaben der russischen Söldnertruppe Wagner, sie habe die Stadt "im rechtlichen Sinne" erobert, weil sie das Rathaus eingenommen habe, wurden von Kiew zurückgewiesen.

Und auch der Soldat mit dem schlammverschmierten Gesicht sagt, die Behauptungen der Wagner-Gruppe stimmten nicht.

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"Dass sie eine Fahne hissen, heißt noch nicht, dass sie die ganze Stadt eingenommen haben", sagt er und versichert, "die Lage ist unter Kontrolle". In dem Gebiet, in dem er kämpfe, hätten die feindlichen Truppen vergeblich versucht, in die Offensive zu gehen, berichtet er. "Sie erlitten nur Verluste. Rund 30 wurden getötet, und das war's. In unserem Sektor versuchen sie es nicht mehr".

In anderen Sektoren sei die Situation hingegen kompliziert, räumt er ein. Dann fügt er noch hinzu, selbst wenn es der russischen Seite gelingen sollte Bachmut einzunehmen, werde dies nicht für die Ewigkeit sein: "Wir holen uns die Stadt auf jeden Fall wieder zurück".