Politik/Ausland

Klitschko will Machthaber mit Bürgerwehren bekämpfen

Jubelnde Massen empfingen Vitali Klitschko am Sonntag in Kiew. Auf dem Maidan versammelten sich erneut Zigtausende Menschen zum Protest gegen die Regierung von Präsident Janukowitsch. „Bildet Bürgerwehren in jedem Hof, in jedem Bezirk, in jedem Haus“, forderte Klitschko die Menge auf. Von Waffen sprach er nicht.

Der Ex-Boxweltmeister betonte: "Alle demokratischen Kräfte müssen den Protest vor die Gebietsverwaltungen tragen." Die Gegner von Präsident Janukowitsch werfen der Führung vor, Schlägerbanden anzuheuern, die mit brutaler Gewalt für Chaos sorgen sollen.

Hilfen aus dem Ausland

Die Regierungsgegner verlangten am Sonntag auch erstmals finanzielle Hilfen aus dem Ausland. Klitschko und Jazenjuk wurden von der Menge auf dem Maidan mit Jubel empfangen. "Wir haben mit unseren westlichen Partnern gesprochen und ihnen gesagt, dass wir finanzielle Hilfen brauchen", sagte Jazenjuk. "Sie sind dazu bereit." Das Geld solle aber ausschließlich dem "ukrainischen Volk" und nicht dem "Regime Janukowitschs" zu Gute kommen.

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Auch der frühere Innenminister Juri Luzenko von der oppositionellen Vaterlandspartei der inhaftierten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko forderte die Demonstranten zur Bildung von Bürgerwehren im ganzen Land auf. Diese seien "die beste Absicherung gegen ein Blutbad". Jazenjuk hatte die Armee am Samstag aufgefordert, sich nicht in den Konflikt einzuschalten.

Die EU-Außenminister wollen nach Angaben ukrainischer Oppositionsführer am 10. Februar über Sanktionen gegen die Führung in Kiew beraten, wie sie etwa Klitschko immer wieder gefordert hatte. Die Krise in der Ex-Sowjetrepublik sorgte auch bei der Münchner Sicherheitskonferenz für Spannungen zwischen dem Westen und Russland. US-Präsident Barack Obama rief offen zu einem Regierungswechsel in Kiew auf.

Folteropfer darf ausreisen

Mit Spannung wurde in Kiew die Ausreise des mutmaßlich gefolterten Regierungsgegners Dmitri Bulatow zur Behandlung in die EU erwartet. Die Justiz hatte wegen Teilnahme an Massenunruhen gegen ihn ermittelt. Am Abend gab der Oppositionspolitiker Pjotr Poroschenko bekannt, dass ein Gericht den Weg für Bulatow freigemacht habe. "Das Verfahren ist eingestellt. Bulatow ist frei. Er kann jetzt mit mir zum Flughafen fahren", sagte Poroschenko örtlichen Medien zufolge.

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Die Proteste in Kiew hatten begonnen, als Präsident Janukowitsch Ende November 2013 ein historisches Partnerschaftsabkommen mit der EU auf Druck Russlands platzen ließ. Nachdem der Staatschef Mitte Jänner demokratische Freiheiten einschränken ließ, eskalierten die Proteste. Bei Straßenschlachten zwischen radikalen Regierungsgegnern und der Polizei gab es mindestens vier Tote und Hunderte Verletzte. Die Opposition fordert Janukowitschs Rücktritt und lehnt Zugeständnisse wie eine an Auflagen geknüpfte Freilassung festgenommener Protestierer ab.

Janukowitsch will nach tagelanger medizinischer Betreuung am Montag seine Arbeit wieder aufnehmen. Er war wegen Fiebers und Atemwegsproblemen in einer Klinik behandelt worden, wie es aus seiner Verwaltung hieß.