Politik/Ausland

EU überlegt WM-Boykott

Bis Ende der Woche will die EU schärfere Sanktionen gegen Russland beschließen, die vor allem den Finanzsektor treffen sollen. Doch in hohen Kreisen wird offenbar schon weitergedacht: Auch ein Boykott der Fußball-WM 2018 in Russland soll auf der Liste mit möglichen Maßnahmen stehen, die zwischen Brüssel und den EU-Hauptstädten kursiert, berichtet die spanische Zeitung El Pais.

Angesichts Russlands Intervention in der Ukraine hatte es zuletzt von mehreren Seiten Forderungen gegeben, das WM-Turnier in vier Jahren zu boykottieren oder gleich neu zu vergeben.

Beim Weltfußballverband hält man von derlei Plänen wenig: "Wir stellen die WM in Russland nicht infrage", sagt FIFA-Präsident Joseph Blatter. Ein Boykott habe "noch nie etwas gebracht".

In Berlin hieß es am Mittwoch, ein EU-Boykott der Fußball-WM stehe nicht zur Debatte – jedenfalls vorerst. Das deckt sich mit dem, was in Brüsseler Diplomatenkreisen zu hören ist: Ein WM-Boykott sei grundsätzlich Thema, werde aber keinesfalls in der nächsten Sanktionen-Runde beschlossen werden.

Vorerst wird weiter an "klassischen" Wirtschaftssanktionen gearbeitet: Die EU-Kommission hat den Mitgliedsstaaten am Mittwoch neue Vorschläge unterbreitet, die 28 Botschafter sollen bis zum Wochenende einen Beschluss vorbereiten.

Das neue Sanktionenpaket könnte ein Verbot von russischen Anleihen-Käufen, schärfere Beschränkungen beim Export von zivil-militärischen Gütern sowie einen Lieferstopp für Spezialgeräte zur Energieförderung umfassen.

Warnung vor Krieg

"Die EU kann nicht zuschauen, wenn fremde Soldaten oder Waffen in ein benachbartes Land gebracht werden", sagt Bundeskanzler Werner Faymann zum KURIER. "Die militärische Logik soll und darf nicht zu laufen beginnen. Krieg in Europa hätte enorme negative Auswirkungen."

EU-Agrar-Kommissar Dacian Ciolos kündigte derweil weitere Hilfen für den Agrarsektor an, der seit Anfang August von russischen Importbeschränkungen betroffen ist: Um die Einbußen zu mildern, stellt die Kommission 30 Millionen Euro für Werbekampagnen für europäisches Obst und Gemüse bereit.

Paris liefert Kriegsschiff doch nicht aus

Die französische Regierung hat erste Reaktion auf den anhaltenden Konflikt die umstrittene Lieferung des ersten Mistral-Kriegsschiffes an Russland auf Eis gelegt. Die Bedingungen für eine Lieferung seien trotz der Aussicht auf einen Waffenstillstand in der Ukraine "derzeit nicht gegeben", erklärte der Elysee-Palast.