Tschechien: Vizepremier wollte für Vertuschung Gegenleistung aus Moskau
Der tschechische Vizepremier und Innenminister Jan Hamacek war offenbar dazu bereit, die Affäre um die Explosionen im Munitionslager im südmährischen Vrbetice 2014 für eine Gegenleistung Russlands zu vertuschen. Im Austausch für sein Schweigen wollte Hamacek die Lieferung von einer Millionen Dosen des Impfstoffes Sputnik V sowie die Abhaltung des Treffens zwischen Präsident Wladimir Putin und seinem US-Kollegen Joe Biden in Prag fordern, schrieb das Nachrichtenportal SeznamZpravy.cz.
Diesen Vorschlag präsentierte Hamacek laut dem Portal bei einem Treffen mit den Chefs der Geheimdienste, dem Polizeipräsidenten, dem obersten Staatsanwalt und dem tschechischen Botschafter in Moskau im Innenministerium Mitte April. Die Teilnehmer sollen Hamacek, der damals auch vorübergehend Außenminister war, jedoch davon abgeraten haben.
Das Medium beruft sich in dem Bericht auf "einige Teilnehmer" des Treffens, die die Zusammenkunft zwar bestätigten, deren Inhalt aber nicht kommentieren wollten. Gleichzeitig bestritten sie Hamaceks Vorschlag aber auch nicht. Der Minister selbst dementierte die kolportierten Pläne. "Völliger Unsinn. Ich weiß nicht, wer Ihnen so etwas sagt."
Laut dem Bericht soll Hamacek schließlich auf seinen angeblichen Plan verzichtet haben. Er soll Angst gehabt haben, dass Moskau den Deal dokumentieren könnte und er sich so erpressbar machen würde.
Aufforderungen zum Rücktritt
Einige Tage nach dem Treffen in Hamaceks Büro veröffentlichte die tschechische Regierung die Informationen, wonach zwei Agenten des russischen Geheimdienstes GRU in die Explosionen in Verbetice involviert gewesen sein sollen. Tschechien wies als Folge 18 Mitarbeiter der russischen Botschaft in Prag aus, Moskau konterte mit der Ausweisung von 20 Mitarbeitern der tschechischen Botschaft in Moskau. Der Fall führte zu einem schweren Zerwürfnis zwischen Moskau und Prag.
Die tschechische Opposition forderte Hamacek am Dienstag zum Rücktritt auf. Laut dem Chef der konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) Petr Fiala ist es "unglaublich", dass Hamacek einen solchen "abscheulichen Handel" vereinbaren wollte.