Politik/Ausland

Trumps dubioser Aufruf an Rechtsextreme: "Haltet euch bereit"

Es war ein Satz, der für viel Irritationen sorgte: Auf die Frage, ob er denn endlich rechtsextreme Gruppen und Gewalt von dieser Seite öffentlich verurteile, eierte Donald Trump in der TV-Debatte am Dienstagabend lange herum. Schlussendlich sagte er: „Proud Boys, stand back and stand by.“ Übersetzen lässt sich dies so: „Proud Boys, haltet euch zurück und haltet euch bereit."

Die Proud Boys, die Trump hier adressiert, sind eine seit 2016 existierende Gruppe, die eindeutig der rechten Szene zuzurechnen sind. Gegründet wurden sie 2016 von Gavin McInnes, einem der Mitbegründer von Vice; ihre Selbstbezeichnung lautet "prowestliche brüderliche Organisation für Männer" oder auch „westliche Chauvinisten undd Antifeministen“. Die Bürgerrechtler vom South Poverty Law Center bezeichnen sie als eindeutig rechtsextrem; Jonathan Greenblatt, Vorsitzender der Anti-Defamation League gegen die Diskriminierung von Juden, schreibt auf Twitter: "Die Proud Boys sind ein bösartiger Teil des amerikanischen Rechtsextremismus." Twitter und Facebook haben sie bereits vor zwei Jahren erstmals gesperrt.

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"Historische Aussagen"

Wie die Aussage Trumps einzuordnen ist, darüber wird nun heftig diskutiert. Rechte Gruppen selbst nehmen sie als Aufruf wahr, im Falle einer Wahlniederlage Trumps im November "bereit" zu sein - der Präsident sprach ja bereits mehrfach davon, dass er eine Niederlage nur ungern akzeptieren wolle.

In einschlägigen Messenger-Gruppen auf Telegram etwa würden diese Aussagen als "historisch" gefeiert und als Aufforderung verstanden, berichtete die New York Times. Mitglieder der Gruppe hätten die Aussage als stillschweigende Billigung ihrer gewalttätigen Taktiken gewertet. Und: Es sei bereits ein Anstieg von "neuen Rekruten" zu beobachten.

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Dass die „Proud Boys" Trump-Fans sind, verhehlen sie nicht. Die Gruppe, die meist in gelb-schwarzen Shirts uniformiert auftritt und optisch eher an Hipster erinnert als an Glatzen-tragende Neonazis, ist stets bei Wahlkampf-Auftritten des amtierenden Präsidenten anwesend. Dabei waren sie allerdings auch bei den Neonazi-Märschen in Charlottesville 2017, auch in Portland, wo die Black-lives-Matter-Proteste zuletzt eskalierten, mischten sie mit und sorgten für Unruhen – einige ihrer Unterstützer waren mit Gewehren bewaffnet und riefen zur Selbstjustiz auf.

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Trumps Erklärung

Trump selbst ruderte am Mittwoch ein wenig zurück und erklärte: "Ich weiß nicht, wer die Proud Boys sind." Dass er sie direkt adressiert hat, ließ er unerklärt. Seine Aussage "haltet Euch zurück und haltet euch bereit" erklärte er folgendermaßen: "Sie müssen sich zurückziehen und die Polizei ihre Arbeit machen lassen", sagte Trump. Er verwendete dabei allerdings eine andere Formulierung als im TV-Duell - statt "stand back and stand by" sprach er von "stand down". 

Trumps Kontrahent Joe Biden nahm nach dem TV-Duell Stellung zu dessen Aussage. "Man kann es nicht anders ausdrücken: Der Präsident der USA hat sich auf der Bühne gestern Abend geweigert, sich von weißen Rassisten loszusagen", twitterte er. Er postete dazu ein Video, das Opfer rechter Gewalt in Charlottesville und Kenosha zeigt.

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