Politik/Ausland

Trump mobilisiert Gegner und Fans

Keine Tacos zu Mittag, keine Mojito-Cocktails am Abend: Wer in der Industriestadt Baltimore, unweit der Hauptstadt Washington, vor ein paar Tagen durch die Hafenmeile schlenderte, musste kulinarisch kürzer treten. Zahlreiche Bars und Restaurants hatten geschlossen. In den Auslagen hatte man dafür Plakate mit der Aufschrift "Ein Tag ohne Einwanderer" aufgestellt.

Geschlossen blieben auch Waschsalons, Handy-Läden oder Lebensmittelgeschäfte, doch am deutlichsten wirkte sich die Protestaktion in der Gastronomie aus. "Gerade unsere Branche ist ohne die Arbeit von Einwanderern einfach nicht denkbar", erläutert ein Barbesitzer gegenüber der Lokalzeitung Baltimore Sun die Hintergründe des Protestes.

In Dutzenden Städten überall in den USA blieben in der Vorwoche Restaurants geschlossen, oft auch gegen den Willen der Besitzer, deren ausländische Arbeiter nicht erschienen waren.

Täglich Proteste

Nur der letzte Höhepunkt einer Protestwelle gegen Donald Trump, die seit dessen Angelobung nicht mehr abreißt. Waren es in den ersten Tagen seiner Amtszeit vor allem Frauen, die zu Hunderttausenden auf die Straße gingen, um gegen Trumps Frauenfeindlichkeit zu protestieren, sorgt jetzt das Einwanderungsgesetz für die größte Empörung.

Am Wochenende blockierten Tausende Demonstranten den Time Square in New York. Das Motto dort: "Auch ich bin Moslem." Ähnlich viele Menschen versammelten sich im texanischen Dallas. Oft stellen sich Lokalpolitiker demonstrativ hinter die Proteste. So hielt der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio persönlich eine Rede auf dem Times Square. "Egal, wo du geboren bist, egal welche Religion du hast. Das ist auch deine Stadt", stellte sich der prominente Demokrat offen gegen Trump.

Städte gegen Trump

Und das nicht nur mit einer Rede: New York gehört ebenso wie Chicago oder Los Angeles zu den sogenannten "Schutzstädten". Diese weigern sich grundsätzlich, Trumps Erlässe gegen Einwanderer und andere geplante Verschärfungen zu exekutieren. Der Präsident hat diesen Städten bereits mit massiven Einschränkungen öffentlicher Fördergelder gedroht.

Nicht nur Politiker schließen sich den Protesten an, auch Künstler und sogar Kirchenleute melden sich zu Wort. So hat der katholische Bischof des kalifornischen San Diego, Robert McElroy, zum Widerstand gegen die "unmenschlichen Maßnahmen" Trumps aufgerufen.

Lautstark für Trump

Doch auch die Fans des Präsidenten melden sich lautstark zu Wort. Am Wochenende gab Trump wieder einmal einen seiner Auftritte im Wahlkampf-Stil, diesmal in Melbourne im Bundesstaat Florida. Der Erfolg dieser Auftritte ist noch größer als in Wahlkampfzeiten. Fast 10.000 Leute kamen, um den Präsidenten gegen die Medien wettern zu hören. Den meisten von ihnen ist der Widerstand gegen ihr Idol völlig unverständlich. "Die Maulhelden", so ärgert sich eine Anhängerin in der Washington Post, "sollen ihn machen lassen und nicht alles blockieren".