Thailand: Armee übernimmt die Macht
Die Nacht zum Tag machen; durchfeiern, bis die Sonne aufgeht – das können Thailand-Touristen derzeit nur im Hotel. Im Rahmen des Kriegsrechtes verhängte die Armeeführung eine landesweite Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr Früh. Sie gilt auch für Touristen in den Urlaubsorten, ausgenommen sind allerdings Reisende auf dem Weg zu und von den Flughäfen. Eine Reisewarnung spricht das österreichische Außenamt aber auch weiterhin nicht aus.
Ohnehin sei für die Urlauber vom Putsch nichts zu spüren, heißt es vonseiten des Thailandreisen-Anbieters "Jumbo-Touristik". "Nicht einmal in der Hauptstadt Bangkok bemerkt man etwas, außer dass mehr Soldaten in den Straßen zu sehen sind", schildert Jumbo-Mitarbeiterin Petra Wagner-Zalusky.
In Armeegewahrsam
Viele Urlauber haben gar nicht bemerkt, dass die Armee am Donnerstag die Macht übernommen hat und Armeechef Prayuth Chan-ocha sich zum Chef der Regierung ernannte. Für die Führer der beiden zutiefst verfeindeten politischen Lager aber gehen die Uhren ab sofort anders: Einige wurden bereits in Armeegewahrsam genommen. Auch Thailands vom Verfassungsgericht abgesetzte frühere Regierungschefin Yingluck Shinawatra wurde am Freitag verhaftet. Gegen weitere 155 Politiker wurden Ausreiseverbote verhängt, rund hundert der wichtigsten Politiker Thailands wurden Freitagnachmittag zum Rapport bei der Armeespitze einbestellt.
Erste Versuche der Militärs, die Aktivisten der abgesetzten Regierung und deren Gegner zu einem Dialog zusammenzuzwingen, endeten erfolglos. Medien stehen unter Zensur, politische Proteste wurden verboten, mit Baggern werden derzeit die großen Protestlager der Pro- und Anti-Regierungsdemonstranten geräumt.
Wann in Thailand wieder demokratische Verhältnisse einkehren werden, ist derzeit völlig offen. Bis eine neue Verfassung ausgearbeitet ist und Neuwahlen angesetzt werden, könnte mindestens ein Jahr vergehen, befürchten Thailand-Experten.
Die nächtliche Ausgangssperre dürfte hingegen sehr viel früher wieder aufgehoben werden. Möglicherweise schon in den nächsten Tagen, wenn die großen Protestlager der Demonstranten in Bangkok geräumt sind.