Südtiroler Terrorist nach 50 Jahren begnadigt
Von Konrad Kramar
Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella hat einen Südtiroler Aktivisten nach einem halben Jahrhundert begnadigt. Das gab der Quirinalspalast des Präsidenten am Donnerstagabend in Rom bekannt.
Van der Bellen intervenierte
Der heute 80 Jahre alte Heinrich Oberleiter war in den 1960er Jahren an Bombenanschlägen in Südtirol beteiligt, für die er 1971 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat die Begnadigungen mehrmals bei seinen Treffen mit Mattarella angesprochen, zuletzt meinte er, dass „wir auf einem guten Weg“ sind.
"Puschtra Buam"
Oberleiter war Teil einer Gruppe aus dem Pustertal („Puschtra Buibm“) und flüchtete in Ausland. Er lebt seitdem in Unterfranken in Bayern, kann nach der Begnadigung aber nun wieder in seine Heimat Südtirol zurückkehren.
Gnadengesuch der Kinder
Die Kinder des Mannes hatten 2018 ein Gnadengesuch an Mattarella geschickt. Dieser begründete seine Entscheidung unter anderem damit, dass bei den Anschlägen niemand gestorben war, dass Oberleiter Reue zeige und sich auch die zuständige Staatsanwaltschaft in Brescia für eine Begnadigung ausspreche. Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach von einem „Akt der Großherzigkeit“.
Kampf um Autonomie
Südtirol hatte nach dem Zweiten Weltkrieg um seine Unabhängigkeit und Autonomie gekämpft. Neben diplomatischen Bemühungen kam es auch zu gewalttätigen Aktionen vor allem gegen italienische Einrichtungen oder die Infrastruktur, Strommasten oder Denkmäler wurden gesprengt.
Oberleiter und den anderen Männern seiner Gruppe wurde der Mord an einem Carabiniere 1964 zugeschrieben. Erst später wurden sie durch neue Zeugenaussagen entlastet. Oberleiter ist der erste der drei noch im Exil lebenden „Puschtra Buibm“, der begnadigt wurde.