Selenskij kritisiert Verzögerungen bei Waffenlieferungen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Verzögerungen bei Waffenlieferungen an sein Land kritisiert. Angesichts einer erwarteten neuen Offensive russischer Truppen bedeute dies "eine Erlaubnis für Russland, das Leben von Ukrainern zu nehmen", sagte Selenskyj in der Nacht auf Montag in seiner täglichen Videoansprache. Er nannte keine Länder beim Namen, doch hatte Kiew in jüngster Zeit vor allem Deutschland zu rascheren Waffenlieferungen gedrängt.
In der deutschen Ampelkoalition gibt es diesbezüglich massive Differenzen. Politiker von Grünen und FDP hatten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Zaudern vorgeworfen. Militärexperten gehen davon aus, dass die Ukraine im Osten des Landes deutlich mehr schwere Waffen brauchen wird, um gegen die russischen Angriffe zu bestehen.
Selenskyj warnte, dass das russische Militär für die nächste Zeit eine Offensive in der Industrieregion Donbass im Osten der Ukraine vorbereite. "So wie die russischen Truppen Mariupol zerstören, wollen sie auch andere Städte und Gemeinden in den Gebieten Donezk und Luhansk dem Erdboden gleichmachen", sagte er. In der wochenlang belagerten Hafenstadt Mariupol wird von Tausenden getöteten Einwohnern ausgegangen.
Die Ukraine stehe in ständigem Kontakt mit Partnern, um die Verteidigung im Osten zu gewährleisten, sagte Selenskyj. Man sei denen dankbar, die "helfen, womit sie können". "Aber diejenigen, die von uns benötigte Waffen und Munition haben und ihre Hilfe zurückhalten, müssen wissen, dass das Schicksal dieser Schlacht auch von ihnen abhängt. Das Schicksal von Menschen, die gerettet werden können." In manchen Fällen warte man seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor 53 Tagen auf eine Antwort.