Schallenbergs Reise ins krisen-geschüttelte Äthiopien
Von Walter Friedl
Fast ein Jahr ist es her, dass Außenminister Alexander Schallenberg das letzte Mal Europa verließ. Ende Februar ging es in den Iran, wo das Coronavirus bereits wütete. Heute ist es wieder so weit: Der österreichische Chefdiplomat bricht zu einer zweitägigen Äthiopien-Reise auf.
"Ring aus Feuer"
„Obwohl wir uns weiterhin mitten in einer Pandemie befinden, sieht man, dass die Außenpolitik nicht still steht“, so eine Außenamtssprecherin. Europa sei von einem „Ring aus Feuer umgeben“, der in Afrika von der Westsahara über Libyen bis eben Äthiopien reiche, hatte Schallenberg in mehreren Interviews formuliert. Entweder gelänge es, Stabilität und Sicherheit zu exportieren, oder wir riskierten den Import von Instabilität und Unsicherheit.
Dementsprechend wird es bei seinen Gesprächen mit Vize-Premier Demeke Mekonnen und der ersten weiblichen Präsidentin Äthiopiens, Sahle-Work Zewde, neben den Corona-Folgen primär um die Krisenprovinz Tigray gehen. Dort kam es zu einem blutigen Konflikt. Die Folgen: Zehntausende Menschen flohen in den Sudan, in Tigray selbst wurden mehr als zwei Millionen Menschen vertrieben – und sind jetzt auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im ganzen Land sind es rund 20 Millionen, die hungern oder unterernährt sind.
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Hilfsorganisationen ihre Arbeit leisten können“, betonte der Außenminister, der mit einigen von ihnen zusammen treffen wird. Es gehe um Nothilfe, aber auch um nachhaltige Projekte, damit die Bevölkerung von Äthiopien, das seit fast drei Jahrzehnten Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist, eine Perspektive erhält.