Politik/Ausland

Satire vs. Erdogan: Nächste Runde mit "Penis"-Cover

Die Titanic sucht wieder einmal Ärger - und wird ihn wohl finden. Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei hat das deutsche Satiremagazin ein provokantes Titelbild mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan gestaltet. Der in der Türkei mit harter Hand agierende Politiker wird in der aktuellen Ausgabe mit einer nach unten hängenden Bratwurst am Hosentürl abgebildet. Dazu ist in fetten Lettern zu lesen: "Erdogan im Streß - Jetzt putscht auch noch sein Penis".

Damit ist eine neue Runde im Kampf Deutsche Satire vs. Erdogan eröffnet. Am meisten Medienecho erzielte dabei der Rechtsstreit um das untergriffige Schmähgedicht des ZDF-Moderators Jan Böhmermann. Zuletzt wollte Erdogan sogar den kompletten Text verbieten lassen, der zum Beispiel Anspielungen auf Sex mit Ziegen enthält. Auch der TV-Sender NDR sorgte für Aufsehen: Wegen des kritischen Satire-Clips "Erdowie Erdowo Erdogan" hatte der türkische Präsident den deutschen Botschafter ins Außenministerium zitieren lassen.

Nun schreibt Titanic in der Ankündigung seiner August-Ausgabe: "Der Türken-Gauck Erdoğan greift nach dem gescheiterten Putsch hart durch: Richter und Lehrer werden entlassen, Ziegen verhaftet, Satirezeitschriften verboten. Doch jetzt droht ihm neues Ungemach: ein weiterer Putsch, diesmal von ganz, ganz unten! Ist es der Blut-, der Leisten- oder der Leistungsdruck? Kann die Pharmaindustrie helfen?"

Auf Twitter legte das Satiremagazin noch einmal nach:

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Chefredakteur: "Keine Beleidigung, nur Mitgefühl"

Gegenüber dem Branchenmagazin Meedia erklärtTitanic-Chefredakteur Tim Wolff das aktuelle Cover so: "Es soll uns sagen, dass Recep Tayyip Erdogan (so etwas wie der türkische Bundespräsident) im Stress (eine Art Überbelastung psychischer wie physischer Natur) sich befindet, weil zu allem anderen nun auch noch sein Penis (primäres männliches Geschlechtsmerkmal in der Leibesmitte) putscht (sog. Gülen-Bewegung in der Hose)". Warum man eine Bratwurst verwendet habe, will Meedia wissen. "Ein Döner wäre rassistisch gewesen," sagt Wolff. Generell sieht er darin "keine Beleidigung, sondern nur Mitgefühl".

Was etwaige zu erwartende Erdogan-Klagen betrifft, habe man sich noch nicht juristisch vorbereitet, "Aber wir haben wichtige Brücken in Frankfurt gesperrt und die Redaktion der Titanic besetzt", fügt Wolff in satirischer Manier hinzu.

Tradition mit Rechtsstreitigkeiten

Das traditionsreiche Satiremagazin eckte in seiner Geschichte immer wieder mit satirischen und provokanten Titelbildern an. Politiker, Unternehmen und auch die katholische Kirche zogen mehrfach gegen das Blatt vor Gericht - mit unterschiedlichem Erfolg.

Das "Vatileaks"-Cover, das den früheren Papst Benedikt XVI. mit "undichten Stellen" zeigte, brachte Titanic zunächst eine einstweilige Verfügung ein, die der Vatikan aber dann vor Prozessbeginn wieder zurückzog.

Die provokantesten "Titanic"-Cover