Russlands Hauptziel lautet jetzt: "Befreiung des Donbass"
Nach einem Monat Krieg gegen die Ukraine hat der russische Generalstab ungeachtet von Berichten über hohe Verluste ein positives Fazit gezogen. „Im Großen und Ganzen sind die grundlegenden Aufgaben der ersten Etappe der Operation erfüllt“, sagte der Vizechef des russischen Generalstabs, Sergej Rudskoj.
Nun geltes es, „die Hauptanstrengungen auf das Erreichen des Hauptziels zu richten - die Befreiung des Donbass.“
Das Kampfpotenzial der ukrainischen Streitkräfte sei demnach „erheblich reduziert“ worden.
Wie viele Operationsphasen vorgesehen sind, sagte Rudskoj nicht. Die „militärische Sonderoperation“, wie Russland den Krieg nennt, werde fortgesetzt, bis die von Oberbefehlshaber Putin festgelegten Aufgaben vollständig erfüllt seien. „Ursprünglich hatten wir nicht geplant, die großen Städte zu erstürmen, um Zerstörungen zu verhindern und Verluste unter Soldaten und Zivilisten zu minimieren“, sagte Rudskoj. Dies sei nun aber nicht mehr ausgeschlossen.
Inzwischen seien 93 Prozent des Gebiets Luhansk und 54 Prozent des Gebiets Donezk nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle, sagte Rudskoj. Die ukrainischen Streitkräfte hätten gut ein Viertel ihrer zunächst knapp 60.000 Soldaten in der Gegend verloren. Der Kampf um Mariupol gehe weiter, sagte Rudskoj.
Nach Ansicht westlicher Militärexperten aber reagieren die russischen Streitkräfte mit der Formulierung des Hauptzieles Donbass aber auch auf die stockenden Vorstöße auf größere Städte wie Kiew, Charkiw und Mykolajiw.
Ein hochrangiger Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagte mit Blick auf die russischen Truppen: „Sie sind auf den Donbass konzentriert.“ Ein russischer Vormarsch auf die Hauptstadt Kiew sei derzeit nicht zu beobachten. „Sie graben sich ein, sie bauen Verteidigungspositionen auf.“
Der Pentagon-Vertreter sagte weiter: „Offensichtlich haben sie ihre Fähigkeit, Kiew einzunehmen, überschätzt. Und offen gesagt haben sie ihre Fähigkeit überschätzt, irgendein Bevölkerungszentrum einzunehmen: Und sie haben den ukrainischen Widerstand eindeutig unterschätzt.“
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den Angriff am 24. Februar unter anderem mit der Begründung angeordnet, den als unabhängig anerkannten ostukrainischen Separatistengebieten Donezk und Luhansk beizustehen. Der Kreml behauptet, ukrainische Nationalisten verübten in der Region einen „Genozid“ an der russischsprachigen Bevölkerung. Dafür gibt es keine Belege.
Als weitere Ziele des Angriffs auf das Nachbarland hat Moskau unter anderem benannt: ein neutraler Status der Ukraine, die „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ des Landes sowie die Anerkennung der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisch.