Internationale Betroffenheit nach Moskau-Anschlag
Der Anschlag von Moskau löste erwartungsgemäß international Betroffenheit aus - nicht nur von erwarteter Seite. Die Europäische Union und die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff. Aber auch die Taliban meldeten sich mit einer Verurteilung des Attentats.
Es sei eine "koordinierte, klare und entschlossene Haltung" der Länder in der Region gegen Terror erforderlich, schrieb der Sprecher des Taliban-Außenministeriums, Abdul Kahar Balchi, am Samstag, auf X.
Balchi bezeichnete den Islamischen Staat (IS) als eine Gruppe "in den Händen von Geheimdiensten, die darauf abzielt, den Islam zu diffamieren". Erst am Donnerstag hatte die Terrormiliz einen Anschlag in der südafghanischen Stadt Kandahar für sich reklamiert. Die Stadt gilt mit dem Wohnsitz des Taliban-Führers Haibatullah Achundsada als religiöses und politisches Machtzentrum.
Der IS ist mit einem regionalen Ableger auch im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan aktiv und steht im Konflikt mit den islamistischen Taliban, die bei ihrer erneuten Machtübernahme vor zweieinhalb Jahren Sicherheit versprochen hatten.
Die Terrormiliz IS hatte den Anschlag bei Moskau Freitagabend für sich reklamiert, wie das IS-Sprachrohr Amak im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen meldete. Mehr als 130 Menschen kamen dabei ums Leben.
Schockiert und entsetzt
Die Europäische Union verurteilte den Angriff. Die EU sei schockiert und entsetzt, schrieb EU-Kommissionssprecher Peter Stano auf X. Die EU verurteile jegliche Angriffe auf Zivilisten. "Unsere Gedanken sind bei allen betroffenen russischen Bürgern." UNO-Generalsekretär António Guterres und der UNO-Sicherheitsrat verurteilten den Anschlag ebenfalls.
"Wir verurteilen den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau", erklärte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz auf X. Er wie auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprachen den Familien der Ermordeten sowie den vielen Verletzten ihr Mitgefühl aus.
Großbritanniens Außenminister David Cameron sprach den betroffenen Familien sein Beileid aus. "Nichts kann jemals solch schreckliche Gewalt rechtfertigen", schrieb Cameron auf X. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte, Frankreich verurteile den Terroranschlag aufs Schärfste und bekundete seine Solidarität "mit den Familien der Opfer, den Verletzten und dem russischen Volk."
Reaktionen aus Österreich
Auch die heimische Staatsspitze reagierte: "Die schrecklichen Bilder des Anschlags auf eine Konzerthalle in Moskau sind schockierend", schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und dem russischen Volk." Nahezu wortidentisch Bundeskanzler Karl Nehammer: "Die schrecklichen Bilder des Anschlags, die uns aus Moskau erreichen, schockieren uns alle. Unsere Gedanken sind bei den Familien der vielen Todesopfer und Verletzten."
Und Außenminister Alexander Schallenberg: "Schockiert von den schrecklichen Nachrichten (...) Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer und wir wünschen allen Verletzten eine rasche Genesung. Wir stehen in ständigem Kontakt mit der österreichischen Botschaft in Moskau und beobachten die Ereignisse genau." Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka: "Wer auch immer hinter dieser schrecklichen Tat steckt, die Tötung von wehrlosen Zivilisten ist und bleibt ein barbarischer Akt."
Der russische Botschafter in Österreich, Dmitri Ljubinski, bedankte sich für die Anteilnahme. Gleichzeitig kritisierte er auf Telegram, dass "kein Wort von Terrorismus oder der Verurteilung des barbarischen Terrorakts" gefallen sei. Vor der Botschaft in Wien-Landstraße wurden Blumen und Kerzen niedergelegt.
Der Anschlag richte sich gegen die Regierung
Ähnlich lautete auch die Reaktion von Ex-Außenministerin Karin Kneissl, die wegen ihrer Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin international im Visier der Kritik steht. Der Anschlag sei ein "bestellter Terroranschlag". "Der Eindruck besteht, dass dies ein organisiertes Verbrechen ist, das einen politischen Hintergrund hat", sagte sie am Samstag nach Angaben der russischen Staatsagentur TASS in einem Interview des Senders Rossija1.
Der Anschlag richte sich gegen die Regierung. Kneissl bedauerte die ihrer Ansicht nach geringe Anteilnahme Europas und Österreichs an dem Anschlag. "Ich bedauere, dass in der Europäischen Union, auch in meinem Land (Österreich), viele prominente Persönlichkeiten diese Tat der Terroristen nicht uneingeschränkt verurteilen", wurde sie weiter zitiert.
"Der grausame Terroranschlag in Moskau muss auf das Schärfste verurteilt werden", erklärte der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella in einer Presseaussendung. Auch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schrieb vom "Horror des Massakers von unschuldigen Zivilisten" als einem "abscheulichen terroristischen Akt". Wie sie sprach auch Außenminister Antonio Tajani den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus.
"Polen verurteilt entschieden diesen brutalen Angriff"
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach am Samstag von einem "abscheulichen Terrorangriff". "Terrorismus ist inakzeptabel, egal woher er kommt und wer die Angreifer sind," sagte Erdogan bei einem öffentlichen Auftritt in Ankara. Die Türkei teile das Leid Russlands, fügte er hinzu. "Wir werden weiter gegen den Terror kämpfen, den gemeinsamen Feind der Menschheit."
Der rechtsnationale ungarische Premier Viktor Orbán sprach dem Volk der Russischen Föderation sein tiefstes Beileid aus und erklärte: "Wir beten für die Familien der Opfer." Der slowakische Premier Robert Fico bat Russland Kooperation an. "Jedes Land der Welt hat die Pflicht, im Kampf gegen den Terrorismus zusammenzuarbeiten, unabhängig davon, wer unter seinen Folgen leidet, und in diesem Sinne habe ich dem Botschafter meine Zusammenarbeit angeboten", sagte der Ministerpräsident nach einem Telefongespräch mit dem russischen Botschafter in der Slowakei.
Der polnische Regierungschef Donald Tusk warnte indes davor, dass die Attacke als Vorwand für eine Eskalation genutzt werden könnte. "Polen verurteilt entschieden diesen brutalen Angriff", erklärte Tusk am Samstag im Onlinedienst X. "Wir hoffen, dass diese furchtbare Tragödie nicht - für wen auch immer - als Vorwand für eine Eskalation der Gewalt und der Aggression dient", fuhr der Ministerpräsident fort.