Politik/Ausland

Russische Armee bestätigt Schießerei in Berg-Karabach

Die russische Armee, die als Friedenstruppe in Berg-Karabach agiert, hat einen Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen in der Südkaukasus-Region Berg-Karabach gemeldet. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte am Samstag mit, der Vorfall habe sich am Freitag im Bezirk Hadrut ereignet. Das regionale Verteidigungsministerium hatte zuvor Angriffe auf zwei Dörfer durch aserbaidschanische Streitkräfte gemeldet.

Aserbaidschan und Armenien werfen einander gegenseitig den Bruch des Waffenstillstandes für die Region Berg-Karabach vor. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium sprach am Sonntag von vier Toten unter seinen Sicherheitskräften seit Inkrafttreten des Waffenstillstands am 9. November.

"Provokationen"

Das Verteidigungsministerium in Aserbaidschan erklärte, nach "Provokationen" seien "angemessene Gegenmaßnahmen" ergriffen worden. Inzwischen werde der Waffenstillstand wieder respektiert.

Armenien sprach hingegen von einer neuen Offensive Aserbaidschans am Samstag, bei der sechs der eigenen Soldaten verwundet worden seien.

Aufruf zu Waffenruhe

Ein Sprecher der russischen Truppen in der Region bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Ria Nowosti, dass es "Schusswechsel mit automatischen Waffen" gegeben habe. Beide Konfliktparteien seien aufgefordert worden, die Waffenruhe zu respektieren.

Mehr als 5.000 Tote

Nach sechswöchigen schweren Kämpfen zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan war unter russischer Vermittlung am 9. November ein Waffenstillstandsabkommen erzielt worden, das für Armenien bedeutende Gebietsverluste zur Folge hat. Während der Kämpfe wurden nach Angaben von Armenien und Aserbaidschan mehr als 5.000 Menschen getötet.

Russische Soldaten

Derzeit sind rund 2.000 russische Soldaten in der Region stationiert, um die Einhaltung des Abkommens zu kontrollieren. Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbst ernannte Republik wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

In Berg-Karabach leben überwiegend christliche Armenier. Der Unmut vieler Armenier richtet sich jetzt vor allem dagegen, dass das von der aserbaidschanischen Armee gewonnene Gelände unter Kontrolle Aserbaidschans bleiben soll.

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Unterdessen trafen am Samstag Vertreter der sogenannten Minsk-Gruppe mit Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew in Baku zusammen. Am Sonntag wurden der Franzose Stephane Visconi und der US-Vertreter Andrew Schofer in der armenischen Hauptstadt Eriwan erwartet.

Die USA, Frankreich und Russland leiten gemeinsam die sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die 1992 zur Entschärfung des Konflikts um Berg-Karabach eingerichtet worden war.