Es brodelt an den Unis: Palästina-Proteste schwappen nach Europa über
Von Adisa Beganović
Bunte Zelte und grün-rot-weiß-schwarze Fahnen schossen bei den Pro-Palästina-Protesten auf dem Campus der New Yorker Universität Columbia wie Pilze aus dem Boden.
Wiederholung der Geschichte
Wochenlang wurde die berühmte Elite-Universität von Studenten belagert, am 30. April räumte die Polizei den Campus, nachdem Studierende Teile des geschichtsträchtigen Gebäudes "Hamilton Hall" gestürmt hatten. In den sozialen Netzwerken kursierten Videos von Demonstranten, die ein Banner über das Eingangsportal hängten: "Hind’s Hall" – in Gedenken an den fünfjährigen Hind Rajab, der nach Angaben des Palästinensischen Roten Kreuzes im Jänner von israelischen Soldaten beschossen und getötet wurde, wie NZZ berichtete.
Bereits während der Bürgerrechtsbewegung 1968 wurden Teile der Universität, darunter ebenso die Hamilton Hall, besetzt. Damals protestierten die Studenten gegen den Vietnamkrieg und den vorherrschenden Rassismus in den USA.
Knapp 60 Jahre später schlugen maskierte, mit Kufiyas verhüllte Studierende Türen und Fenster auf der Columbia ein – ein Bild, das vergessen ließ, das es eigentlich um den Frieden gehen sollte. Die Protestaktion endete am 30. April 2024 mit der Räumung des Campus durch die Polizei.
Antisemitische Parolen, Gewalt und die allgemeine Gefährdung der Sicherheit führten dazu, dass die amerikanische Elite-Universität nun sogar ihre große Abschlussfeier absagte. Die Fest hätte am 15. Mai stattfinden sollen, doch die letzten Wochen seien "unglaublich schwierig" gewesen, eine Ersatzveranstaltung werde geprüft, hieß es in einer Mitteilung der Columbia.
Forderung: Finanzielle Beziehungen zu Isreal kappen
Proteste gegen das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und für eine Solidarität mit den Palästinensern waren in den vergangenen Wochen an diversen US-Hochschulstandorten hochgekocht – im Fokus stand dabei vor allem die Columbia-Universität. Viele Studierende dort forderten, finanzielle Beziehungen zu Israel zu kappen.
Während einige jüdische Studierende an diesen Protesten teilnehmen, fühlen sich andere bedroht und bleiben den Unis fern. An der Columbia rückte nach der Besetzung am 30. April schließlich ein Großaufgebot der Polizei an und räumte den Campus.
Funke nach Europa gesprungen
Auch in Europa solidarisieren sich Studenten mit den Protesten in Amerika. In Wien versammelten sich am Dienstag rund 50 Demonstranten im Votivpark und am Campus des Alten AKH. Die Forderungen sind die gleichen wie in den USA: Kooperationen und Erasmus-Partnerschaften von Universitäten mit israelischen Einrichtungen sollen beendet werden. Österreichs Universitäten sollen alle Verbindungen zu Firmen und Institutionen abbrechen, die etwa zum Krieg in Palästina beitragen, fordern die Aktivisten. die Uni Wien distanziert sich dazu, derzeit verlaufen die Protestaktionen friedlich ab.
Im Gegensatz zu einer propalästinensischen Demonstration in Amsterdam auf dem Campus Roeterseiland, wo es zu Festnahmen kam, nachdem Feuerwerkskörper auf Polizisten abgeschossen worden waren. Auch in Paris und Berlin kam es bereits zu Ausschreitungen.