Politik/Ausland

Polizei tötet täglich mehr als zwei Menschen

Jeden Tag werden in den USA im Durchschnitt 2,6 Menschen von Polizisten erschossen. Auf diese Zahl kommt eine penibel genaue Auflistung von Polizeigewalt der renommierten Tageszeitung Washington Post: Allein heuer wurden demnach bis Ende Mai 385 Menschen von Beamten erschossen. Das werde, wie die Zeitung hochrechnet, bis Jahresende eine fatale Summe von mindestens 1000 tödlich getroffenen Polizeiopfern ergeben. Und damit liegt die Washington-Post-Liste fast um das doppelte über der offiziellen Opferliste des FBI.

Klar belegen kann die Zeitung mit ihren Daten auch, dass die US-Polizisten auf Afro-Amerikaner und andere Minderheiten offenbar schneller scharf schießen. Zwar war die Hälfte der von der Polizei Erschossen jeweils weiß oder einer Minderheit angehörig. Doch bei jenen, die erschossen wurden, obwohl sie unbewaffnet waren (insgesamt 16 Prozent der Getöteten), waren zwei Drittel schwarz oder Latinos. Die Wahrscheinlichkeit, als Afroamerikaner von der Polizei erschossen zu werden, sei demnach laut Washington Post drei mal höher als für Weiße.

Zunehmende Proteste

Gegen die offensichtliche Zunahme der Polizeigewalt gab es zuletzt in mehreren US-Städten immer wieder – teils auch gewalttätige – Proteste. Als extrem ungerecht wird auch empfunden, dass die meisten Todesschützen der Polizei keine rechtlichen Konsequenzen zu fürchten haben. So wurden von den 385 Polizisten, die heuer im Dienst einen Menschen erschossen, bisher nur drei angeklagt, also weniger als ein Prozent. Insgesamt wurden im vergangenen Jahrzehnt nach Tausenden fatalen Todesschüssen 54 Beamte angeklagt – und die meisten wieder freigesprochen.