Politik/Ausland

Pete Buttigieg: Trumps neuester Gegner ist jung, Soldat - und schwul

Der Meistkritisierte ist immer der Aussichtsreichste: Wenn man dieser Maxime folgt, muss man im Rennen um die demokratische US-Präsidentschaftskandidatur ein Auge auf Pete Buttigieg werfen. Der 37-Jährige war derjenige, auf den die Mitbewerber in der jüngsten TV-Debatte Donnerstagabend am heftigsten losgingen – ein Zeichen ihrer Nervosität.

Was ist da passiert? Buttigieg war bis vor Kurzem ein weithin unbekannter Lokalpolitiker, in den Umfragen abgeschlagen. Jetzt ist er auf Platz vier vorgerutscht, nur die Schwergewichte Joe Biden, Elizabeth Warren und Bernie Sanders liegen knapp vor ihm. Und was noch wichtiger ist: In Iowa, wo Anfang Februar die Vorwahlen der Demokraten beginnen, hat Buttigieg vor wenigen Wochen in Umfragen die Führung übernommen.

Ein kleiner Unbeugsamer

Die Gründe für seinen Aufstieg sind vielschichtig. Einer davon ist jedenfalls seine ungewöhnliche Biographie: Er stammt aus dem Rust Belt, jenem Gebiet, in dem bei der letzten Wahl Arbeitslosigkeit und Trump-Manie dominierten. Dort war Buttigieg Bürgermeister einer 100.000-Einwohner-Kleinstadt – und das nicht nur im zarten Alter von 29 Jahren, sondern auch gegen widrige Umstände: Er, der offen schwul lebt und mit einem Mann verheiratet ist, hatte es in Indiana mit einem Gouverneur zu tun, der erzkonservativer nicht sein konnte: Mike Pence, Trumps Vizepräsident.

Die Geschichte vom kleinen Bürgermeister, der sich im armen Rust Belt gegen den konservativen Gouverneur behauptet, der im Rust Belt was gegen den Wirtschaftsabschwung tut, hat jedenfalls Widerhall gefunden in den USA. Tatsächlich kann Buttigieg, der jeden seiner Auftritte zunächst mit einer Erklärung beginnt, wie man seinen Namen ausspricht (englisch „Boot-edge-edge“), auf viele Erfolge zurückblicken. South Bend, seine Stadt, sei wieder aufgeblüht unter ihm, er habe Investoren hergelockt, die Wirtschaft zum Prosperieren gebracht, heißt es.

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Mayor Pete

Die US-Medien nehmen diese Geschichte vom jungen, liberalen Mayor Pete natürlich dankbar auf – schließlich erzählt sie Buttigieg, Sohn eines Migranten aus Malta, auch mit besonderem Verve. Einmal wird er "neuer Macron" genannt, ein ander Mal mit Barack Obama verglichen. Das Time Magazine hat ihn mit Ehemann Chasten aufs Titelblatt gehievt, in der Vogue war er ganz zurückgenommen in schwarz-weiß zu sehen. Die liberalen TV-Hosts haben ihre Freude mit ihm: Trevor Noah hatte ihn schon zu Gast, Ellen DeGeneres natürlich auch.

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Buttigieg spricht aber nicht nur die weltoffenen Eliten an, seine Biographie verspricht mehr. Er war nach dem Studium in Harvard und Oxford als Soldat in Afghanistan, das macht ihn bodenständig. So gibt er sich auch; er zelebriert den Umstand, dass er sieben Sprachen spricht und weitgereist ist, nicht. "In vieler Hinsicht ist Buttigieg das genaue Gegenteil von Trump", urteilt Time. Und sie hat recht: Er gibt sich nämlich auch deutlich versöhnlicher als der amtierende Präsident – und auch als viele seiner Mitbewerber bei den Demokraten. "Kühn und nach vorne gerichtet regieren, aber dabei sichergehen, dass wir das amerikanische Volk einen und nicht weiter polarisieren", lautet einer der Sprüche, die man öfter von ihm hört.

Dass er auch beim Spendensammeln vorne mitmischt, scheint bei der internen Konkurrenz jetzt massiv für Unruhe zu sorgen. Das sah man bei der Demokraten-Debatte im TV am Donnerstagabend: Die linke Senatorin Elizabeth Warren warf ihm da vor, bei Veranstaltungen hinter geschlossenen Türen Spenden von Milliardären einzusammeln. Der 37-Jährige wehrte sich – durchaus schlau: Er sei schließlich anders als Warren und weitere Mitstreiter kein Millionär oder gar Milliardär. Da war wieder die Geschichte vom kleinen Unbeugsamen, der sich gegen die Großen durchsetzen muss.