Politik/Ausland

Papst erklärt Todesstrafe für stets unzulässig

Vor wenigen Wochen löste Malcolm Ranjith eine – bereits mehrmals geführte – Diskussion in der Katholischen Kirche aus. Der Kardinal von Colombo (Sri Lanka) hatte sich erfreut über die Wiedereinführung der Todesstrafe für Drogendealer gezeigt.

Die Position von Papst Franziskus zu diesem Thema war auch damals schon klar. Der Argentinier hatte sich wiederholt gegen die Todesstrafe ausgesprochen und im Oktober des Vorjahres schließlich die Änderung des Katechismus angekündigt.

Am Donnerstag stellte der Vatikan die neue Passage vor: Die Kirche lehrt ab jetzt, dass „die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt“, auch ein Schwerverbrecher verliere seine Menschenwürde nicht.

„Unchristlich“

Auch die Vorgänger von Franziskus, Johannes Paul II. und Benedikt XVI., hatten die Todesstrafe als „unchristlich“ abgelehnt und sich für Todeskandidaten eingesetzt. Johannes Paul II. hatte bereits den Katechismus dementsprechend abgeändert. Ab 1997 hieß es unter Nummer 2267, dass Fälle, „in denen die Beseitigung des Schuldigen absolut notwendig“ sei, „sehr selten oder praktisch überhaupt nicht mehr gegeben“ seien.

Die ursprünglichen Fassung von 1993 hatte die Todesstrafe als letztes Mittel nicht kategorisch ausgeschlossen, „wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen“. Unblutige Mittel seien aber vorzuziehen.

Kardinal Christoph Schönborn hatte bereits vor einigen Monaten öffentlich bemerkt, dass eine „Entwicklung des Bewusstseins“ im Gange sei. Auch Sklaverei und Folter seien über lange Zeit von der Kirche nicht entschieden abgelehnt worden.

„Leben schützen“

Alle Inhalte anzeigen

Überraschend kommt die Änderung der Passage also nicht. Im Rahmen des Schutzes von „Leben in jedem Stadium“ zeigte sich der Papst immer wieder ablehnend gegen Todesstrafe und Abtreibung. Bei seiner Rede im US-Kongress 2015 erntete Franziskus Applaus und Standing Ovations, als er von der Verantwortung sprach, „menschliches Leben in jedem Stadium seiner Entwicklung zu beschützen und zu verteidigen.“ In den USA wurden 2017 noch 23 Menschen hingerichtet.

Der Vatikanstaat hatte die Todesstrafe bis 1969 gesetzlich erlaubt, die letzte Hinrichtung fand 1868 statt.

Ein Katechismus ist ein Handbuch der Unterweisung in den Grundfragen des christlichen Glaubens (katechein = unterweisen).
Seit 1993 gibt es einen offiziellen Katechismus, in Auftrag gegeben von der Bischofssynode von 1985, genehmigt von Papst Johannes Paul II. Er gilt als Vorlage.
Dem damals verantwortlichen Kardinalskollegium saß Kardinal Joseph Ratzinger vor. Sekretär des  Redaktionsteams war der damalige Theologieprofessor und spätere Erzbischof Christoph Schönborn.