Politik/Ausland

Im falschen Anzug in die Krise

Das ist eben die Crux an diesem vermaledeiten Fernsehen. Da ist man angeblich der mächtigste Mann der Welt und hat sich eben weltpolitisch wirklich tragende Worte zurechtgelegt. Doch dann hören die Adressaten im Briefing Room im Weißen Haus oder irgendwo vor dem Bildschirm nicht zu, sondern starren nur auf diesen Anzug. Na und, ist er eben beige, und das noch obendrein ein bisschen verschossen. Den muss man ja auch einmal auftragen. Und wenn Michelle schon einmal nicht zu Hause ist und den Anzug nicht ohnehin schon rausgelegt hat, kann man einmal ganz hinten in die präsidiale Garderobe greifen. Doch die weltweite Twitteria verzeiht solche Fehler nicht, auch nicht dem US-Präsidenten.

Kaum hatte der Donnerstag Abend seine Ansprache über die furchtbaren Konsequenzen für Wladimir Putin und seinen Griff nach der Ukraine absolviert, trudelten schon die ersten Kommentare durchs Soziale Netzwerk - und die hatten nichts mit der weltpolitischen, sondern viel mehr mit der anzugpolitischen Tragweite zu tun - und die war offensichtlich um einiges zu groß angelegt. "Obama ist angezogen wie mein Großvater an einem Sonntag im August", spöttelte eine Reporterin der New York Times. Zu altmodisch, zu weit, zu blass und vor allem viel zu breit an den Schultern an den Schultern sei das Ding. Und weil die New York Times eben ein Leitmedium ist, stimmten bald alle in den Chor der Lästerer ein, sprachen von Kirchgangs-Anzug und Sonntagsstaat und natürlich von einer grundfalschen Farbe, um damit in eine Krise, oder sogar in einen Krieg zu gehen.

"Sehe doch scharf aus"

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"Yes we tan" mussten da bald auch alte Obama-Slogans herhalten. Der Präsident schweigt vorerst zur Anzug-Krise, dass ihm Kritik dieser Art allerdings an die Nieren geht, wurde vor ein paar Jahren schon einmal deutlich. Da ging es um ein Paar Jeans, die ganz und gar unvorteilhaft um die eigentlich athletische Figur des Herrn im Weißen Haus schlotterten. Als da ebenfalls herbe modische Missgunst per Internet um die Welt ging, lagen Obamas Nerven und die Eitelkeit dazu blank: "Die Wahrheit ist, dass ich grundsätzlich in Jeans sehr scharf aussehe."

Die Twitter-Spötter: