Politik/Ausland

Nordkorea schickt Drohnen nach Südkorea, Warnschüsse als Reaktion

Mutmaßliche Drohnen aus Nordkorea sind Militärangaben zufolge unerlaubt in den Luftraum Südkoreas eingedrungen. Südkoreas Militär habe Montag früh (Ortszeit) mehrere unbemannte Luftfahrzeuge in der Grenzregion erfasst und zunächst mit Lautsprecherdurchsagen und Warnschüssen reagiert, teilte der Generalstab in Seoul mit. Später setzte die Luftwaffe demnach Flugzeuge und Hubschrauber ein, um die Fluggeräte zu verfolgen und abzuschießen.

"Akt der Provokation"

Die oberste Kommandostelle ging davon aus, dass es sich um kleine Drohnen aus dem Nachbarland handelte, die die militärische Demarkationslinie überflogen hätten. „Dies ist ein klarer Akt der Provokation des Nordens, der unseren Luftraum verletzt“, sagte Lee Seung-o, der dem südkoreanischen Generalstab angehört. Eine der Drohnen ihnen sei in der Nähe der südkoreanischen Hauptstadt Seoul geflogen. Es seien zunächst Warnschüsse abgegeben worden. Ob tatsächlich Drohen getroffen und abgeschossen wurden, ließ Lee offen.

100 Schüsse abgefeuert

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete später unter Berufung auf den Generalstab, das Militär habe etwa hundert Schüsse abgefeuert. Eine der Drohnen sei nach Nordkorea zurückgekehrt. Die anderen vier habe das Militär aus den Augen verloren.
Als Reaktion auf den Drohnen-Einsatz flogen Lee zufolge zudem südkoreanische Aufklärungsflugzeuge in den Norden, um ähnlich der Drohnen aus der Luft Aufnahmen zu machen. Die nordkoreanischen Drohnen seien mit etwa zwei Metern Länge klein gewesen. Weitere Details etwa zur Ausrüstung der Fluggeräte nannte er nicht.

Erster Zwischenfall dieser Art in fünf Jahren

Es ist das erste Mal seit 2017, dass ein Grenzzwischenfall dieser Art bekannt wurde. Damals hatte Südkoreas Militär nahe der stark befestigten Grenze zu Nordkorea eine mutmaßliche Spionage-Drohne sichergestellt, nachdem sie abgestürzt war. Das Fluggerät soll damals für einen Rückflug nach Nordkorea programmiert gewesen sein.

Atomwaffenfähige Raketen getestet

Der jüngste Zwischenfall fiel in eine Zeit stark wachsender Unsicherheiten in der Region. Nordkorea hat in diesem Jahr bereits mehrfach atomwaffenfähige Raketen getestet und damit gegen UNO-Resolutionen verstoßen. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist Pjöngjang harten internationalen Sanktionen unterworfen. Südkorea und die USA haben in diesem Jahr ihre gemeinsamen Militärübungen, die vor allem der Abschreckung Nordkoreas dienen sollen, wieder in vollem Umfang aufgenommen.

Abflüge ausgesetzt

Nach Angaben des Verkehrsministeriums in Seoul wurden zuvor auf Wunsch des Militärs an den Flughäfen Incheon und Gimpo kurzzeitig die Abflüge ausgesetzt. Die Unterbrechung der Starts am Mittag habe etwa eine Stunde gedauert, sagte ein Vertreter des Ministeriums der Nachrichtenagentur Reuters. Weitere Angaben machte er nicht.