Politik/Ausland

Niederlage in Palmyra: Es wird eng für den IS

Die Propagandaabteilung der syrischen Armee kannte kein Halten mehr. "In die Zange nehmen, vom Nachschub abschneiden" werde man die Kämpfer der IS und zuletzt ihrer "Existenz ein Ende setzen". Die Truppe von Diktator Bashar al Assad, über Jahre militärisch gedemütigt und von Massendesertionen zermürbt, strotzt nach der Einnahme von Palmyra vor Selbstbewusstsein. Mit der Rückeroberung der Wüstenstadt mit ihren weltberühmten antiken Baudenkmälern ist ihr ein strategisch wichtiger Sieg geglückt.

Zerstörung geringer

Um diesen auch für den Westen propagandistisch auszuschlachten, ließ das Regime in Damaskus umgehend einige seiner Experten für antike Kunst in Palmyra aufmarschieren. Diese teilten mit, die Zerstörung der Baudenkmäler durch den IS, der das ja alles als heidnische Götzendenkmäler betrachtet, sei geringer als erwartet. Die Terrormiliz hatte ja nicht nur Statuen zerschlagen und Triumphbögen zum Einsturz gebracht, sondern auch Hinrichtungen in der antiken Stadt durchgeführt.

Offensive im Irak

Der erste internationale Gratulant war wenig überraschend Russlands Präsident Putin. Seine Kampfjets hatten ja in den vergangenen Wochen Assads Armee den Weg nach Palmyra freigebombt. Auch nach dem groß angekündigten Rückzug der russischen Streitkräfte kann sich Assad für die Fortsetzung seiner Offensive auf die Luftunterstützung der Russen verlassen.

Und diese Offensive soll umgehend weiterrollen, in Richtung des Herzstücks des IS-Territoriums, dem zur quasi-Hauptstadt des "Kalifats" erklärten Rakka, das von westlichen Kampfjets bombardiert wird.

Strategisch bedeutsam ist auch der Vormarsch der Armee in Richtung der irakischen Grenze. Denn damit kann man die im Nachbarland kämpfenden Truppen der Terrormiliz leichter vom Nachschub aus Syrien abschneiden. Auch im Irak ist der IS ja inzwischen auf dem Rückzug. Die irakische Armee, ebenfalls über Monate im heillosen Rückzug, hat sich – unterstützt durch US-Waffen und Militärberater, aber auch durch schiitische Milizen – in Richtung der zweiten IS-Hochburg, Mossul, vorgekämpft. Wie rasant dort inzwischen der Rückzug des IS verläuft, zeigen die Berichte über Flüchtlingsbewegungen in der Provinz. Denn die schiitischen Milizen sind unter der dortigen, vorrangig sunnitischen und kurdischen Bevölkerung als besonders grausam gefürchtet. Die Lage, so warnen westliche Militärbeobachter, ließe sich nur unter Kontrolle bringen, wenn die irakische Armee Massaker an der Zivilbevölkerung verhindere.