Nachrichtendienst-Chef sieht bei Putin keinen Willen zum Frieden
Die russische Führung zeigt ein Jahr nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine aus Sicht des deutschen Bundesnachrichtendienstes keinerlei Verhandlungsbereitschaft. BND-Chef Bruno Kahl sieht bei Präsident Wladimir Putin derzeit keinen Willen zum Frieden: "Im Moment geht es ihm darum, auf dem Schlachtfeld die Entscheidung zu suchen und so viele Vorteile wie möglich dort zu realisieren - um dann irgendwann vielleicht einen Frieden zu seinen Bedingungen zu diktieren."
Russland hatte das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen. Weiter sagte Kahl dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Mittwoch), Russland könne noch sehr viele Soldaten in den Krieg schicken. Im Herbst seien schon etwa 300.000 mobilisiert und rekrutiert worden, die nun zum Teil noch ausgebildet würden, zum Teil aber schon im Gefecht stünden. "Das weitere Mobilisierungspotenzial Russlands ist ein Reservoir von bis zu einer Million Männern, wenn das als nötig erachtet wird im Kreml."
Die Verteidigung der Ukraine gegen die zahlenmäßig stark überlegenen Russen sei zurzeit noch sehr wirksam, sagte Kahl, dessen Auslandsgeheimdienst etwa 6.500 Menschen beschäftigt. "Aber das ist auf Dauer eine schwierige Auseinandersetzung, die aufseiten der Ukrainer nur dann erfolgreich sein wird, wenn die Unterstützung des Westens wirklich sehr nachhaltig ist."
Den Russen sei es inzwischen gelungen, Überraschungserfolge der Ukrainer zu stoppen. "Es ist jetzt eher ein Stellungskrieg, ein sehr grausamer, brutaler Abnutzungskrieg", sagte Kahl.