Politik/Ausland

Nach Eskalation: Trump entsendet Nationalgarde nach Kenosha

Die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt im US-Bundesstaat Wisconsin eskaliert, der Präsident reagiert wie erwartet: Donald Trump entsendet Einheiten der Nationalgarde in die Stadt Kenosha. Dieser Schritt erfolgt in Absprache mit dem demokratischen Gouverneur von Wisconsin, Tony Evers,

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Er wolle 500 weitere Nationalgardisten und Bundespolizisten schicken, um "Plünderungen, Brandstiftung, Gewalt und Anarchie" in Kenosha zu unterbinden, kündigte Trump am Mittwoch im Onlinedienst Twitter an.

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In der Stadt in Wisconsin wurden bei den Protesten am Dienstag zwei Menschen getötet, als Hunderte Demonstranten wegen der Polizeischüsse auf den 29-jährigen Afroamerikaner Jacob Blake auf die Straße gingen.

Teenager wegen Mordes verhaftet

Am Mittwoch in den frühen Morgenstunden sind mindestens drei Menschen angeschossen worden. Zwei von ihnen starben.

Der 17-jährige Kyle R., der 40 Kilometer aus Illinois angereist war, um mit einer privaten Miliz weißer US-Amerikaner gegen die Proteste zu kämpfen, soll sie getötet haben. Er wurde am Mittwoch verhaftet. Auf einem Video war zu sehen, wie ein Mann mit einem Maschinengewehr auf Menschen schießt, die ihm nachlaufen.

Seit Dienstag gilt in Kenosha der Notstand, 250 Soldaten der Nationalgarde patrouillieren seither – zu wenige, befand Trump.

"Wir werden Plünderungen, Brandstiftung, Gewalt und Anarchie auf amerikanischen Straßen nicht tolerieren", erklärte Trump. "Gesetz und Ordnung" sollten wiederhergestellt werden. Es war seine erste Reaktion seit den Schüssen auf Blake. Polizisten hatten den Afroamerikaner am Sonntag in Kenosha im Beisein seiner drei Kinder mehrfach in den Rücken geschossen und dadurch schwer verletzt. Über die Hintergründe des Vorfalls wurde bisher nur wenig bekannt.

War Blake bewaffnet?

Der schwer verletzte Jacob Blake ist mittlerweile bei Bewusstsein. Bis zuletzt soll er laut Aussagen der Familie allerdings nicht gewusst haben, dass sein Fall bundesweit für Aufsehen und Demonstrationen gesorgt hat. Der sechsfache Vater wird wohl nicht mehr gehen können – Wirbelsäule, Leber und Darm seien durch die Schüsse schwer beeinträchtigt, sagte Menschenrechtsanwalt Ben Crump, dessen Team eine Klage gegen die Polizei von Kenosha vorbereitet.

Die Justizbehörde von Wisconsin ermittelt. Bisher wurden weder die Namen der Polizisten, noch die Ereignisse vor den Schüssen veröffentlicht. Die Polizei sei zu einem "häuslichen Streit" gerufen worden, hieß es. Laut Blakes Anwalt soll sein Mandant einen Streit zwischen zwei Frauen geschlichtet haben.

Der 22-Jährige, von dem das Video des Einsatzes stammt, sagte in einem Statement, dass die Beamten wiederholt "Lassen Sie das Messer fallen" zu Blake gesagt haben sollen. Ein Messer in Blakes Hand will der junge Mann aber nicht gesehen haben.

Kenosha, Wisconsin, 23. August
Ein Video zeigt, wie der 29-jährige Blake auf ein Auto zugeht, gefolgt von zwei Polizisten, die ihre Pistolen aus  auf seinen Rücken richten. Als Blake die Tür des Autos öffnet, in dem laut Anwalt drei seiner Söhne im Alter von drei, fünf und acht Jahren saßen, schießt einer der Beamten mehrmals auf ihn.

Gewalt und Plünderungen
Hunderte Menschen sind am Mittwoch den vierten Tag in Folge in der 100.000-Einwohner-Stadt auf die Straßen gegangen, um gegen Polizeigewalt zu protestieren. Die Proteste wurden von Brandstiftung und Plünderungen begleitet.