Megxit: "Ein Versuch, das Haus Windsor abzufackeln"
Von Konrad Kramar
Ihre Antwort hatte sie schon gegeben, Stunden bevor der abtrünnige Enkel und seine Frau in den USA auf Sendung gingen. Verpackt war sie in eine Rede an den Commonwealth, dem Nachlass jenes Empires, das sie einst, als junge Frau noch regiert hatte. Von „selbstloser Pflichterfüllung“ in „herausfordernden Zeiten“ sprach die 94-jährige Königin und den engen Verbindungen von Freunden und Familie, die in diesen Zeiten die wichtigste Stütze seien.
An die Pflichten erinnert
Die britischen Kommentatoren hatten jedenfalls keinen Zweifel daran, wen Elizabeth, da wohl unsanft an seine Pflichten erinnert hatte: Das Paar, das Händchen haltend der Monarchie einen schweren Schlag versetzt hatte. Den schwersten seit 1936, wie die altgedienten Monarchie-Gegner der englischen „Republic“-Initiative hämisch über Twitter ausrichten ließen. Damals hatte König Edward wegen seiner Geliebten, der US-Amerikanerin Wallis Simpson, abgedankt.
Gewagter Diana-Vergleich
Kälte und Herzlosigkeit des Königshauses beklagten Meghan und Harry im Gespräch mit US-Talkkönigin Oprah Winfrey. Der Prinz ging sogar soweit, die Lage mit der seiner Mutter Diana zu vergleichen, die nach ihrer Scheidung vom Königshaus ignoriert und schließlich von Klatschreportern quasi in den Tod gehetzt wurde: „Ich hatte Angst, dass sich die Geschichte wiederholt.“
Fast noch schlimmer aber war der Vorwurf Meghans, dass das Königshaus rassistische Gedanken hege. So habe man sich während ihrer Schwangerschaft mit Sohn Archie den Kopf darüber zerbrochen, wie dunkel die Hautfarbe des Kindes sein könnte. Ein dunkles Baby jedenfalls wäre vom Palast als Imageproblem empfunden worden.
„Zerstörerischer Unsinn“
Die Verteidiger des Königshauses gingen prompt zum Gegenangriff über – und das mit aller Heftigkeit. Es gebe nicht „einen Hauch von Rassismus im Königshaus“ erklärte etwa Elizabeths langjähriger Sprecher Charles Anson gegenüber der BBC. Andere, wie etwa der prominente Morgenshow-Präsentator Piers Morgan, wurden da weit heftiger: Ein „selbstverliebter, zerstörerischer Unsinn“ sei dieses Interview gewesen meinte der Konservative, die beiden hätten das Königshaus „auf beschämende Weise verraten“.
Nachhaltiger Schaden
Unabhängig vom Grad der Empörung sind sich die routinierten Beobachter des Königshauses in einem Punkt einig. Das Interview wird nachhaltigen Schaden verursachen. Die Monarchie, die in den vergangenen Jahren durch Hochzeiten und reichlich Nachwuchs an Popularität gewonnen hatte, könnte in eine Imagekrise schlittern, ganz so wie damals beim Tod von Prinzessin Diana 1997.
Eisernes Schweigen
Die Königin jedenfalls hält damals wie heute an ihrem Grundsatz fest, der sie durch ihre gesamte inzwischen fast 70-jährige Regentschaft begleitet hat: eiserne Pflichterfüllung und ebenso eisernes Schweigen. So sei der Terminkalender der 94-Jährigen gerade in diesen Tagen besonders dicht mit öffentlichen Auftritten bestückt, wusste die traditionell in royalen Fragen gut informierte Times. Eine offene Stellungnahme zu den Vorwürfen aber sei wie immer nicht zu erwarten.
"Hätten sie nicht schweigen können?"
Ein Grund mehr für Harry, sich an den Tod seiner Mutter zu erinnern. Damals hatte die Queen schweigend – unter dem Furor der britischen Presse – ausgeharrt. Dann erst ließ sie die Flagge über dem Buckingham Palast auf halbmast setzen. Doch Tragik wie damals kann etwa die königliche Biografin Penny Junior gegenüber der BBC nicht erkennen. Trotzdem seien „alle Mitglieder des Königshauses beschädigt“: „Hätten sie nicht einfach darüber schweigen können. Warum muss die Welt von diesen Dingen erfahren.“