Politik/Ausland

Mega-Deal: Musk kauft Twitter für 44 Milliarden Dollar

Seit Monaten war darüber weltweit spekuliert worden. Jetzt ist der Deal durch: Elon Musk, derzeit der reichste Mann der Welt, kauft das Social-Media-Unternehmen Twitter. Trotz anfangs vehementer Gegenwehr seitens Twitter. 44 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 41 Milliarden Euro, und damit   54,20 Dollar pro Aktie zahlt Musk.  Das Geld stammt zu einem Gutteil aus einem Kredit der Investment-Firma Morgan Stanley. Die Twitter-Aktie stieg spontan um mehr als sechs Prozent. „Freie Meinungsäußerung ist der Grundstein einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, an dem vitale Zukunftsthemen der Menschheit debattiert werden“, sagte Musk in einem kurzen Statement - und wenig später: „Twitter
hat außerordentliches Potenzial. Ich freue mich darauf, mit dem Unternehmen und Nutzern daran zu arbeiten, es auszuschöpfen.“ Musk will Twitter nach eigener Aussage zu einer „globalen Plattform für Redefreiheit“ machen.

Deal war erwartet worden

Das Wall Street Journal hatte den Deal für Anfang der Woche erwartet. Ähnliche Informationen verbreitete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Twitter stehe den Übernahmeplänen des Tech-Milliardärs plötzlich viel offener gegenüber. Zum Einlenken dürften auch die vergangene Woche präsentierten Finanzierungszusagen in Höhe von 46,5  Milliarden Dollar (43 Milliarden Euro) geführt haben. Wie berichtet hat Tesla-Chef Elon Musk bereits rund neun Prozent am Nachrichtendienst (auf dem ihm 83 Millionen User folgen) zusammengekauft und klargestellt, dass er mehr will. Die 42 Milliarden Dollar für Twitter könne er „sich technisch schon leisten“, tönte der mit Abstand reichste Mann der Welt.

Insider-Witz für Kiffer

Eine Ansage, die viele als Insider-Witz handelten. Die Zahl 420 ist in Amerika eine Chiffre für Marihuana. Der 20. April, den man im Englischen 4/20 schreibt, gilt als „Pot Holiday“, als „Feiertag der Kiffer“, klärte etwa die Süddeutsche Zeitung auf. Vor ein paar Jahren hatte Musk bereits einmal angekündigt, Tesla bei einem Kurs von 420 von der Börse zu nehmen.

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Kurz darauf gab er in einem Interview mit der New York Times beschwichtigend (und seinen Ruf rettend) zum Besten, dass Gras schlecht für die Produktivität sei. Nur um ein paar Wochen später während eines Interviews an einem Joint zu ziehen.

Trump will nicht zurück

Eine mögliche Hoffnung für Musk aber erfüllt sich vorerst nicht. Ein ehemaliger Twitter-Superstar, der schließlich wegen seiner umstrittenen Meldungen gesperrt worden war, will trotzdem nicht zurück. Ex-Präsident Donald Trump, einst mit 44 Millionen Followern eine Twitter-Großmacht, hat auf dem US-Sender Fox News bereits bekannt gegeben, nicht wieder auf Twitter präsent sein zu wollen. Er bleibt bei seinem gerade gestarteten Social-Media-Projekt "Truth Social".

Rätselhafte Tweets

Musk jedenfalls macht es sichtlich immer Spaß, alle im Ungewissen zu lassen. Davon können jene ein Lied singen, die mit Kryptowährungen Geld verloren haben, nachdem der Tesla-Chef mit seinen kryptischen Tweets die Kurse auf Berg- und Talfahrt geschickt hat.

Wie auch immer. Zuletzt hatte Musk nicht 42, sondern 54,20 Dollar je Twitter-Aktie geboten. Und betont, dass das sein letztes Angebot sei.

Fest steht auch, dass Musk zwar schwerreich ist, aber nicht auf einem Geldberg wie Dagobert Duck sitzt. Etwa die Hälfte seines Vermögens steckt in den Aktien von Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX. Also muss selbst der reichste Mann der Welt einen Kredit aufnehmen, um sich Twitter unter den Nagel zu reißen.

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Bleibt die Frage, warum sich der 50-jährige Self-Made-Milliardär unbedingt einen nicht sonderlich profitablen Nachrichtendienst kaufen will. Weil er sie zu einer „globalen Plattform für Redefreiheit“ machen will, kündigte Musk an. Klingt, wie immer, wenn es um den exzentrischen Geschäftsmann geht, um eine Ansage mit viel Interpretationsspielraum.

So wurde Twitter von Donald-Trump-Anhängern kritisiert, weil der ehemalige US-Präsident  von seiner Lieblingsplattform verbannt wurde. Weil er mit jenen sympathisierte, die das US-Kapitol in Washington erstürmt hatten. Musk sagte dazu lapidar, dass er „Timeouts“ besser finde als permanente Ausschlüsse.

"Einschlag von Rechtsaußen-Politik"

"Musk ist im Grunde genommen ein Autokrat", sagt der Analyst Roger Kay von Endpoint Technologies. "Seine Form des Libertarismus hat einen Einschlag von Rechtsaußen-Politik." Kay verweist dabei auch auf die Freundschaft von Musk zu dem in Deutschland geborenen Technologie-Investor Peter Thiel, der als Unterstützer von Trump und anderen rechten Politikern sowie Arbeitgeber von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bekannt ist.

Der Analyst Rob Enderle warnt außerdem vor dem kapriziösen Auftreten und Führungsstil, mit dem Musk immer wieder für Schlagzeilen sorgt. "Es ist, als würde er mit einer Schere in der Hand herumrennen. Schlechte Impulskontrolle und zu viel Geld sind keine gute Mischung." Eine Politik des Laisser-faire beim Moderieren von Inhalten könnte zudem letztlich Twitter schaden: "Die Trolle übernehmen, sie werden zu feindselig und vertreiben Menschen von der Plattform."

"Ich denke, er könnte Twitter transformieren"

Trotzdem ist nicht zu vergessen, dass die Plattform bei ihrem Geschäftsmodell Probleme hat und immer wieder bei Nutzerzahlen und Einnahmen enttäuscht. Deswegen gibt es auch Experten, die davon ausgehen, dass der in Südafrika geborene Multimilliardär - derzeit geschätztes Vermögen: rund 268 Milliarden Dollar - dem Kurzbotschaftendienst zurück auf die Erfolgsspur bringen kann.

"Niemand kann leugnen, was Musk erreicht hat", sagt der Analyst Richard Smith. "Ich denke, er könnte Twitter transformieren."