Medizin-Triumph kommt zu spät für Trump
Das im Jänner dieses Jahres zur Erforschung eines Corona-Impfstoffes gestartete „Projekt Lichtgeschwindigkeit“ macht seinem Namen alle Ehre: Am Montag teilten der US-Pharmakonzern Pfizer und das Mainzer Unternehmen BioNTech mit, dass ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit biete.
Auch Noch-US-Präsident Donald Trump jubelte umgehend via Kurznachrichtendienst Twitter über die „großartigen Nachrichten“. Der Impfstoff komme bald, die Aktienmärkte seien schon stark im Plus (siehe auch Seite 8), schrieb er. An der New Yorker Wallstreet wurden Rekordwerte gefeiert.
Es dürfte dennoch bitter für ihn sein: Die Frohbotschaft des US-Pharma-Giganten hätte, wäre sie rechtzeitig vor den Wahlen gekommen, Trump durchaus eine zweite Amtszeit bringen können. Der Präsident hatte im Wahlkampf unaufhörlich seine Botschaft getrommelt, dass den Amerikanern sehr, sehr bald – noch vor dem Wahltag – ein Impfstoff bereitstehen würde.
„So rasch wie möglich“
Dass es nach dem ausgerufenen Sieg seines demokratischen Herausforderers Joe Biden jetzt so weit ist, das gibt wohl neuen Verschwörungstheorien Nahrung. Denn auch Albert Bourla, Vorstandsvorsitzender von Pfizer, hatte noch für Oktober den klinischen Nachweis für den Erfolg der Impfstoffentwicklung angekündigt.
Am Montag bestätigte er, dass er immer wieder mit Trump in Kontakt gewesen sei. Und jedes Mal habe er dem Präsidenten gesagt, dass er sich keine Sorgen machen müsse, „weil wir einen sicheren oder effizienten Impfstoff versprechen, aber wir können nur so rasch sein, wie es die Wissenschaft erlaubt“, zitiert die New York Times den Pfizer-Chef.
Seine Forschungsdirektorin Kathrin Jones betonte, Pfizer habe kein Geld von der US-Regierung zur Entwicklung des Impfstoffes angenommen. Trump hatte 100 Millionen Impfdosen exklusiv für US-Bürger gefordert.
Biden bremst Euphorie
Joe Biden hat zwar die bejubelten Fortschritte beim Corona-Impfstoff der Firmen BioNTech und Pfizer begrüßt – aber zugleich darauf hingewiesen, dass ein Sieg über das Virus noch weit entfernt liege. Es würden noch Monate vergehen, bis in den USA in großem Stil geimpft werden könne, sagte der gewählte Präsident Biden (siehe auch Seite 7). Deshalb würden „für die absehbare Zukunft“ eine Maske und Abstand der effizienteste Schutz gegen eine Ansteckung bleiben.
In den USA werden zum Teil deutlich mehr als 100.000 Neuinfektionen und mehr als 1.000 Corona-Tote täglich gezählt. Die Demokraten werfen Trump vor, den Kampf gegen die Ausbreitung des Virus aufgegeben zu haben.