Politik/Ausland

Zehntausende gegen Iraks Regierungschef

Zehntausende haben in zahlreichen irakischen Städten nach den Freitagsgebeten gegen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki demonstriert. Es sind vor allem Sunniten, die gegen den schiitischen al-Maliki protestieren. Die sunnitische Minderheit, die unter dem 2003 gestürzten Machthaber Saddam Hussein jahrzehntelang den Irak dominierte, wirft der Regierung vor, sie zunehmend an den Rand zu drängen.

Al-Maliki nahm sich selbst aus der Schusslinie, indem er mehreren Ministern seiner Regierung den Auftrag gab, die "legitime Forderungen der Demonstranten" anzuhören. In einer Erklärung seiner Regierung hieß es, die Demonstranten müssten nun ihrerseits ein Komitee bilden, das in ihrem Namen mit den Ministern sprechen solle. Bei einer Sitzung des Parlaments kam es zu hitzigen Wortgefechten zwischen Abgeordneten der von Säkularen und Sunniten gegründeten Al-Irakija-Liste und der schiitischen Rechtsstaat-Koalition von Al-Maliki.

Anschläge

Seit drei Wochen kommt es deshalb immer wieder zu ähnlichen Massenprotesten. Auch wurden zuletzt wieder vermehrt Anschläge mit zahlreichen schiitischen Opfern verübt. Als Drahtzieher werden radikale Gruppen wie Al-Kaida vermutet.

Die Vorfälle schüren Sorgen, dass der Irak etwa ein Jahr nach Abzug der letzten US-Soldaten wie in der Vergangenheit wieder auf massive Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen zusteuert. Als Motivation für die Proteste gilt auch der maßgeblich von Sunniten getragene Aufstand im benachbarten Syrien gegen Präsident Bashar al-Assad, der wiederum vom schiitisch geführten Iran gestützt wird.