Libyer retten in tunesischer Wüste ausgesetzte Migranten
Libysche Grenzschützer haben mindestens 80 in der Wüsten-Grenzregion zu Tunesien gestrandete Migranten gerettet. Die Männer, Frauen und Kinder aus Ländern südlich der Sahara waren in dem Wüstengebiet von den tunesischen Behörden ausgesetzt und ohne Wasser und Nahrung zurückgelassen worden, wie Journalisten am Sonntag berichteten.
Die Journalisten hatten gesehen, wie die Flüchtlinge in einem unbewohnten Gebiet in der Nähe des Grenzortes Al Assah auf libyschem Gebiet umherirrten. Demnach waren sie sichtlich erschöpft, lagen durstig im Sand und suchten bei Temperaturen von über 40 Grad Schutz unter spärlichen Sträuchern.
Libysche Grenzschützer gaben ihnen Wasser und brachten zuerst die Frauen und etliche Kinder, darunter auch Babys, in eine Unterkunft. Dort wurden sie weiter versorgt.
In einem von libyschen Grenzbeamten im Onlinedienst Facebook geposteten Video fragt ein Offizier, während er auf die nur wenige hundert Meter entfernte tunesische Grenze zeigt: „Seht ihr sie? Das ist erbärmlich! Sie werden von Tunesien nach Libyen abgeschoben.“
In den vergangenen Tagen waren bereits mehr als 600 in die Wüste gedrängte Migranten vom tunesischen Roten Halbmond gerettet worden, die Anfang Juli nahe dem Ort Ras Jedir 40 Kilometer nördlich von Al Assah ausgesetzt worden waren.
Tunesischen Aktivisten zufolge hielten sich am Freitag noch bis zu 150 Menschen in grenznahen Wüstengebieten auf.
Ausschreitungen in Tunesien
Nach Auseinandersetzungen mit Bewohnern der Hafenstadt Sfax waren in den vergangenen Tagen hunderte afrikanische Migranten in die Wüste geflohen oder gewaltsam dorthin vertrieben worden. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden sie dorthin von der tunesischen Polizei getrieben und in unwirtlichen Regionen nahe Libyens im Osten und Algerien im Westen ihrem Schicksal überlassen.
Sfax gilt als einer der Starthäfen für Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die von dort in Booten nach Europa aufbrechen. Die zweitgrößte Stadt Tunesiens liegt rund 130 Kilometer von der italienischen Insel Lampedusa entfernt.
In Tunesien war es zuletzt zu einem Anstieg rassistisch motivierter Angriffe gegen Menschen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara gekommen, nachdem Präsident Kais Saied im Februar „Horden“ illegaler Migranten einer „kriminellen Verschwörung“ beschuldigt hatte.