Libanon: Vorbereitungen auf das Schlimmste
Von Florian Mühleder
Die Rettungsorganisationen im ganzen Land bereiten sich auf Massen an Verletzten binnen kürzester Zeit vor, berichtet Simona Mencinger, Libanon-Delegierte des Österreichischen Roten Kreuzes. Das Rote Kreuz in der Region investiert dafür bereits in umfängliche Vorsorgemaßnahmen.
Befürchtet werden potenzielle weitere Angriffe Israels vor allem auf den Süden des Landes. Durch einen möglichen Angriff des Iran auf Israel, könnte die Eskalationsschraube in der Region erneut hochgedreht werden. Als Reaktion wären massive Angriffe der Israelis auf die Hisbollah, im südlichen Libanon zu erwarten.
Das Rote Kreuz fährt deshalb aktuell die Kapazitäten der Rettungsdiensteinheiten hoch und plant die Einrichtung von Notunterkünften.
Gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen, der Roten Halbmondgesellschaften, hat das Rote Kreuz im Libanon einen besonderen Vorteil: “Es gibt keine Gebiete, die für das Rote Kreuz nicht zugänglich sind.” Dafür stehe man mit der im Libanon tätigen paramilitärischen Einheit Hisbollah im ständigen Dialog.
"Die Zusammenarbeit beschränkt sich allerdings auf den Zugang zu den Territorien.", erklärt Mencinger. Durch den Austausch können Zivilisten geschützt und versorgt werden.
Für viele andere Hilfsorganisationen ist es im Libanon unmöglich, in bestimmte Teile des Landes zu gelangen. Vor allem in den Süden des Landes, an die syrische Grenze oder in bestimmte Teile der Hauptstadt Beirut ist es aufgrund der starken Präsenz der Hisbollah normalerweise unerreichbar. Die Hisbollah ist in den meisten Teilen des Landes präsent, auch wenn teilweise nur durch Unterstützerorganisationen.
Langfristige Veränderung in der Region als Ziel
Das Rote Kreuz Österreich baut im Libanon Wasser - und Sanitäreinrichtungen, unter anderem auch in Schulen, in denen syrische Flüchtlingskinder untergebracht sind. Auch in informellen Zeltsiedlungen ist das ÖRK aktiv und versorgt Familien mit Zugang zu Wasser und Hygiene-Förderungsmaßnahmen.
Mencinger betont, dass man damit langfristige Veränderung schaffen möchte: “Es geht darum, lokale Strukturen zu stärken und dass Projekte fortgeführt werden, selbst wenn das Rote Kreuz nicht mehr im Gebiet ist.”
Im Süden des Libanons sind laut reliefweb bereits mehr als hunderttausend Menschen vor den Luftangriffen geflohen. Die Katastrophenteams des libanesischen Roten Kreuzes unterstützen Geflohenen mit Dingen des täglichen Bedarfs, wie Nahrungsmittel, Wasser, Decken.
Im Bereich Gesundheit und Soziales profitierten im Süden des Landes fast 20.000 Menschen von den Maßnahmen des Roten Kreuzes, so Mencinger.
Viele von Landwirtschaft abhängig
Der Hauptwirtschaftszweig im Süden des Libanon ist die Landwirtschaft. Viele Menschen können nun nicht mehr ihren Arbeiten nachgehen. "Wegen der Kampfhandlungen ist die Erde stark mit Chemikalien verpestet", erzählt die Libanon-Delegierte des ÖRK.
Selbst nach dem Krieg wird das Wiederherstellen des fruchtbaren Bodens einige Zeit benötigen. Beim Roten Kreuz, so Mencinger, beschäftige man sich zumindest schon mit einer Zeit nach den kriegerischen Auseinandersetzungen.