Politik/Ausland

"Nichts zu besprechen": Lawrow verlässt G20-Treffen vorzeitig

Der russische Außenminister Sergej Lawrow verlässt das G20-Treffen der führenden und aufstrebenden Wirtschaftsmächte auf Bali vorzeitig. „Lawrow führt noch bilaterale Gespräche, danach wendet er sich an die Presse und reist ab“, teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag auf Anfrage mit. Er nimmt demnach nicht am offiziellen Essen und an der Nachmittagssitzung teil.

Lawrow verließ den Saal gleich nach seiner Rede und hörte sich seine Kritiker gar nicht mehr an. Anschließend warf er dem Westen vor, den Übergang zu einer friedlichen Lösung des Konflikts in der Ukraine zu verhindern. Wenn die EU und die USA einen Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld anstrebten, "dann haben wir wahrscheinlich mit dem Westen nichts zu besprechen", sagte er.

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Weizenexporte

Russland sei aber bereit, mit der Ukraine und der Türkei über Getreide zu verhandeln, so Lawrow. Die Ukraine sollte die Blockade ihrer Häfen beenden, diese entminen oder eine Durchfahrt durch die Minenfelder gewährleisten", sagte der Außenminister. Danach würden Russland und die Türkei außerhalb des ukrainischen Hoheitsgebiets für die Sicherheit der Frachtschiffe sorgen, damit sie weiter ins Mittelmeer fahren könnten. Es sei aber unklar, wann solche Gespräche stattfinden könnten. In der Ukraine lagern Millionen Tonnen Getreide, die nicht exportiert werden können.

Einmal mehr wies Lawrow Vorwürfe des Westens zurück, dass Russland durch seinen Krieg in der Ukraine die Weizenexporte verhindere und so die Lebensmittelsicherheit in der Welt in Gefahr bringe. Das ukrainische Getreide mache nur ein Prozent der Versorgung aus, sagte er. Zugleich kritisierte Lawrow, dass Russland wegen der Sanktionen des Westens sein eigenes Getreide nicht exportieren könne, weil etwa Schiffe nicht versichert würden oder keine ausländischen Häfen anlaufen könnten.

Die Anwesenheit Lawrows bei dem G20-Treffen galt auch als Test für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am G20-Gipfel am 15. und 16. November, der ebenfalls auf Bali stattfindet. Mehrere Staaten hatten ihre Teilnahme infrage gestellt, sollte Putin persönlich zum Gipfel kommen.

"When do you stop the war?"

Bei der Begrüßung Lawrows am Donnerstag riefen zwei deutsche Journalisten dem russischen Minister Fragen zu. Der ZDF-Korrespondent Andreas Kynast fragte: „When do you stop the war?“ (deutsch: „Wann beenden Sie den Krieg?“).

Kynast wurde im Anschluss nach eigenen Angaben von indonesischen Sicherheitsbeamten aus der Empfangshalle gebracht. Weitere Einschränkungen für ihn gab es demnach zunächst nicht. Ein zweiter deutscher Journalist rief Lawrow die Frage zu: „Why don't you stop the war?“ (deutsch: „Warum beenden Sie den Krieg nicht?“).

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"Brücken bauen, nicht Mauern"

Vom Ukraine-Krieg überschattet hat auf der indonesischen Insel Bali am Donnerstag ein Außenministertreffen der G20-Gruppe führender und aufstrebender Wirtschaftsmächte begonnen.

Zum Auftakt des mit Spannung erwarteten Treffens der Außenminister der G20-Staaten hat Gastgeberin Retno Marsudi eindringlich zu einem Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine aufgerufen. "Unsere Verantwortung ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Und Brücken zu bauen und nicht Mauern", sagte die indonesische Außenministerin. Der weltgrößte Inselstaat hat derzeit den Vorsitz des Staatenbundes.
 

Indonesien, das derzeit den G20-Vorsitz hat, hatte nach einer Reise von Präsident Joko Widodo nach Moskau und Kiew Ende Juni angeboten, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. 

Die Staatengruppe müsse diese Chance nutzen, um Vertrauen aufzubauen und "dem Frieden eine Chance zu geben", erklärte Marsudi bei ihrer Eröffnungsrede. Sie rief eindringlich zum Multilateralismus auf, also zur Zusammenarbeit der Staaten bei der Lösung der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Probleme. "Globale Herausforderungen bedürfen globaler Lösungen", erklärte sie.

Bei den Sitzungen soll es neben einer Diskussion über eine Stärkung der multilateralen internationalen Konfliktlösung auch um die weltweite Ernährungs- und Energiesicherheit gehen. Jedoch wird erwartet, dass der Krieg einen großen Teil der Beratungen bestimmt.

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