Politik/Ausland

Ukrainische Soldaten an russischer Grenze: "Unsere Gegenoffensive"

Tag 81 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine:

Kiev feiert einen zumindest symbolischen Erfolg: „Das ist unsere Gegenoffensive“, sagte ein Berater des Innenministeriums, im Fernsehen. „Sie kann nicht mehr gestoppt werden.  Tatsächlich haben ukrainische Truppen bei ihrem Vorstoß aus des Stadt Charkiw in Richtung Norden an zumindest einer Stelle die russische Grenze erreicht. Ein Video und Fotoaufnahmen zeigen die Truppe am Grenzbalken. Für die Militärs in Kiew auch ein strategisch wichtiger Fortschritt: "Dank dieser Offensive können ukrainische Soldaten den russischen Truppen in den Rücken fallen."

Die Erfolge im Norden stehen im Gegensatz zur Lage im ostukrainischen Donbass. Dort schaffen es russische Truppen durch massiven Einsatz von Artillerie und Luftangriffen die Frontlinie langsam zu verschieben. Das geht aus Angaben des ukrainischen Militärs hervor. 

Brigade aus Charkiw

Ihren Berichten zufolge gehören die Truppen an der russischen Grene zu einer Freiwilligen-Brigade aus der Stadt Charkiw. In einem weiteren im Netz veröffentlichten Videoclip ist zu sehen, wie die Soldaten den Pfahl mitbringen und vor einem Graben mit russischen Grenzschildern platzieren.

Ukrainische Offensive um Charkiw

Das ukrainische Militär hatte bereits in den vergangenen Tagen berichtet, dass es schrittweise gelinge, russische Truppen bei Charkiw zurückzudrängen. Russland hatte seine Truppen bereits im Norden der Ukraine abgezogen, nachdem sie vor der Hauptstadt Kiew gestoppt wurden.

Russland fokussiert Osten

Russland konzentriert sich aktuell auf die ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk, in denen prorussische Separatisten mit Hilfe aus Moskau bereits seit 2014 einige Gebiete unter ihre Kontrolle brachten.

Es wird zudem erwartet, dass Russland in Izium im Süden des Landes Streitkräfte zusammenzieht.

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Lage im Asowstal-Werk

Im umkämpften Asowstal-Werk in Mariupol wurden indes katastrophale Zustände geschildert.

Pro Person gebe es nur noch ein Glas Wasser am Tag, berichtete eine der Ehefrauen eines im Stahlwerk verbliebenen ukrainischen Kampfers in einem Interview, aus dem ukrainische Medien am Sonntag zitierten. Sie habe zuletzt vor einigen Stunden mit ihrem Mann telefonieren können, sagte die Frau. Sie und die anderen Ehefrauen forderten einmal mehr eine Evakuierung aller verschanzten Kämpfer - zuerst der Schwerverletzten unter ihnen. Deren Situation sei "schrecklich": Manchen fehlten Arme oder Beine, es gebe kaum noch Medikamente oder Betäubungsmittel.

In dem Stahlwerk, das seit Wochen von Russen und prorussischen Separatisten umzingelt und beschossen wird, haben sich nach ukrainischen Angaben rund 1.000 Verteidiger von Mariupol verschanzt. Rund 600 sollen verletzt sein, hieß es zuletzt. Die ukrainische Armee ist weit von Mariupol entfernt und hat derzeit keine Chance, die weitgehend von den Russen eingenommene Stadt zu befreien. "Die Stimmung ist pessimistisch, weil es fast keine Hoffnung auf Rettung gibt", sagte die Frau eines Kämpfers in dem Interview. "Sie bereiten sich auf den letzten Kampf vor, weil sie nicht an eine diplomatische Lösung glauben."

Informieren Sie sich über die Lage in der Ukraine, internationale Reaktionen und den Stand der Sanktionen in unserem Live-Ticker:

Setzte Russland Phosphorbomben ein?

Der Mariupoler Stadtratsabgeordnete Petro Andrjuschtschenko warf Russland am Sonntag vor, Asowstal mit Phosphorbomben beschossen haben. Der Kommandant der Donezker Separatistenbrigade "Wostok", Alexander Chodakowski, und russische Kriegskorrespondenten wiederum berichteten von Angriffen mit Brandraketen vom Typ МЗ-21 (9М22С).

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