Kiew: Auch nach rundem Tisch blieben Fronten starr
Von Walter Friedl
Die Wälle des Widerstandes wachsen von Tag zu Tag. Mittlerweile haben die prowestlichen Demonstranten auf dem zentralen Unabhängigkeitsplatz Maidan in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ihr Lager zu einer wahren Trutzburg ausgebaut. Eine Festung des Protestes gegen den verhassten Staatschef Viktor Janukowitsch.
Während die Aktivisten draußen die weitere Vorgangsweise diskutierten, wurde am Freitag ein Versuch unternommen, die Frontstellung zu durchbrechen: Nach anfänglicher Ablehnung hatten sich die Spitzen der Opposition doch bereit erklärt, sich mit Janukowitsch an einen runden Tisch zu setzen.
„Wir werden ihm unsere Forderungen übermitteln. Wir werden für unseren Sieg kämpfen“, so der frühere Wirtschaftsminister Arseni Jatsenjuk vor dem Treffen. Auch die beiden anderen Gesichter der Revolte, Oleh Tjahnibok und der Ex-Profiboxer Vitali Klitschko, nahmen an dem Gespräch teil.
Amnestie-Angebot
Janukowitsch wollte offenbar guten Wind machen und stellte eine Amnestie für jene Demonstranten in Aussicht, die während der Proteste verhaftet worden waren. Doch die Kluft zwischen den beiden Lagern war unüberbrückbar, zu groß ist das Misstrauen gegenüber der Regierung.
Die Opposition will eine Anbindung des Landes an Europa, während Janukowitsch immer wieder mit Moskau flirtet. Dieser Richtungsstreit spaltete die Ukraine. Denn rund die Hälfte der Bevölkerung steht wie der Präsident hinter der Regierung – und demonstriert das auch: Unweit des Unabhängigkeitsplatzes haben die Anhänger Janukowitschs ihr Lager im Marijinsky-Park aufgeschlagen. Angeblich sollen zum Wochenende weitere Unterstützer mit Bussen nach Kiew gebracht werden.