Politik/Ausland

Kerry: "Atomwaffen nicht akzeptieren“

Ein Atomtest wäre ein großer Fehler. Er würde Nordkorea weiter isolieren.“ US-Außenminister John Kerry nützte seinen Besuch in Südkorea, um dem Nachbarn im Norden eine Warnung zu schicken. Die USA würden eine atomare Rüstung Nordkoreas nicht akzeptieren. Wie weit die aber fortgeschritten ist, dazu liefern sogar die Geheimdienste widersprüchliche Berichte. Informationen, wonach die Kim-Jong-Un-Diktatur über einsatzbereite atomar bestückte Raketen verfüge, wurden rasch vom Pentagon und danach von Kerry dementiert: „Pjöngjang ist noch ein Stück entfernt von einer kompakten, modernen Atombombe.“

Gelassener sehen die Südkoreaner die Lage. „Was Kim Jong Un in den letzten Tagen gesagt hat, das ist hier für niemanden neu. Und weil er schon bisher immer nur gedroht hat, nimmt das keiner wirklich ernst“, sagt Ria You, in Wien aufgewachsene Koreanerin, zum KURIER. Sie lebt mit Mann und Sohn Theo in Bundang, rund 20 km südlich der Hauptstadt Seoul.

Gelassenheit in Seoul

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Hat sie Angst, dass das nordkoreanische Regime seine Ankündigungen wah macht? „Nicht wirklich“, antwortet You. „Die Abendnachrichten dauern hier rund eine Stunde, und da kommen die üblichen Drohungen aus dem Norden erst am Ende, eben als kurzer Beitrag unter: Was sonst noch passiert ist.“

Beim Einkaufen, in Gesprächen mit Freunden oder der Familie erwähne man das Thema Nordkorea mittlerweile gar nicht mehr – weil es nichts Neues gäbe.

Es ist offenkundig, dass viele Menschen in Südkorea dem eigenen Geheimdienst und Militär mehr vertrauen als etwa den Amerikanern. Erst am Freitag hat Südkoreas Verteidigungsministerium erklärt, Pjöngjang sei längst nicht in der Lage, Raketen mit atomaren Sprengköpfen zu bestücken. Kim bluffe nur.

Ablenkungsmanöver?

Für das „Warum“ gibt es mannigfaltige Erklärungen: Der junge Staatschef müsse sich im Machtkampf behaupten, sagen die einen – deshalb spucke er große Töne. Die Nord-Koreaner hätten einfach Hunger, und das Regime versuche davon abzulenken, sagen die anderen.

Sicherheit geben den Südkoreanern oft weitgehend unbeachtete Details. So erzählt You, dass erst vor Kurzem der Chef des südkoreanischen Mega-Konzerns Samsung aus dem Ausland zurück in die Heimat gereist sei. „Alle Medien hatten Fotos von ihm und seiner Familie“, sagt You – und liefert die politische Interpretation des Events gleich mit: „Wenn ein Mann, der auf der ganzen Welt prächtig leben könnte, seelenruhig nach Hause fliegt, dann ist die Kriegsgefahr wohl eher gering.“