Politik/Ausland

IS wollte in Deutschland Infrastruktur angreifen

Der in Leipzig unter Terrorverdacht festgenommene Syrer Jaber al-Bakr sollte offenbar im Auftrag des IS die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland angreifen. Das sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, am Montagabend der ARD.

"Wir hatten Hinweise - nachrichtendienstliche Hinweise -, dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte. Zuletzt konkretisierte sich dies mit Blick auf Flughäfen in Berlin."

Verfassungsschutz: Hinweise gab es bereits im September

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Schon Anfang September habe es Hinweise gegeben, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf Infrastruktureinrichtungen in Deutschland geplant habe. "Wir haben - man kann sagen - bis Donnerstag letzter Woche gebraucht, um herauszufinden, wer ist dafür in Deutschland verantwortlich", sagte Maaßen.

Flucht, Fahndung und Festnahme

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Am Freitag hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz den Hinweis auf Al-Bakr an die sächsische Polizei weitergegeben. Eine Festnahme am Samstag in Chemnitz war zunächst fehlgeschlagen. Durch die Ergreifung des 22-Jährigen am Montag in Leipzig wurde nach Angaben der Ermittlungsbehörden ein größerer Anschlag wie in Frankreich oder Belgien verhindert.

Syrer in Deutschland feiern Ergreifung

Viele syrische Flüchtlinge in Deutschland begrüßen die Festnahme Al-Bakrs und feiern die Landsleute, die ihn der Polizei übergeben haben, berichtet Spiegel Online. Auf der Facebook-Seite "German Lifestyle GLS" heißt es: "Tolle Nachricht!! Die Polizei hat den verdächtigen Syrer (Jaber al-Bakr) festgenommen". Und weiter: "Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Polizei und bei unserem Landsmann. Wir sind von dem Krieg geflohen und wissen ganz genau, was es bedeutet, in einer unsicheren Lage zu leben".

Heißkleber und Sprengstoff

Als Al-Bakr am Freitag "in einem Ein-Euro-Shop Heißkleber kaufte", seien "alle Maßnahmen in Bewegung gesetzt" worden, "damit ein Zugriff erfolgte", sagte Maaßen in dem Interview. Die Sicherheitsbehörden seien nach dem Kauf des Heißklebers davon ausgegangen, dass dies "im Grunde genommen die letzte Chemikalie" sein könnte, "die für ihn notwendig war, um eine Bombe herzustellen".

Wie der Generalbundesanwalt Peter Frank am Montagabend in den ARD-"tagesthemen" sagte, hatte der Verdächtige bereits "eine sehr große Menge" eines "sehr hochexplosiven Sprengstoffs" hergestellt. Dafür sei "spezielles Know-how notwendig" gewesen. Deswegen habe die Bundesanwaltschaft auch die Ermittlungen übernommen.

Bei der Durchsuchung einer von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz hatten die Ermittler nach Angaben der Behörde am Samstag eineinhalb Kilogramm hochexplosiven Sprengstoffs sowie weiteres Material gefunden, das zur Herstellung einer Sprengstoffweste geeignet gewesen sei.

Terrorgefahr durch Flüchtlingszustrom gestiegen

Generalbundesanwalt Frank sagte in der ARD auf die Frage, ob die Terrorgefahr durch die Flüchtlingswelle des vergangenen Jahres gestiegen sei: "Deutschland ist schon seit längerer Zeit im Visier des islamistischen Terrorismus. Das sagen die Sicherheitsbehörden seit einigen Monaten und seit über zwei Jahren, das hat sich jetzt auch wieder realisiert. Wir müssen auch sehen, dass nicht nur durch Flüchtlinge Anschlagspläne und Anschläge nach Deutschland gekommen sind." So sei die Attacke auf einen Bundespolizisten in Hannover nicht von einem Flüchtling verübt worden.