IS wollte in Deutschland Infrastruktur angreifen

In der Wohnung in Chemnitz wurde Sprengstoff gefunden.
Generalbundesanwalt: Deutschland seit Jahren im Visier von Islamisten. Syrer in Deutschland feiern Festnahme.

Der in Leipzig unter Terrorverdacht festgenommene Syrer Jaber al-Bakr sollte offenbar im Auftrag des IS die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland angreifen. Das sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, am Montagabend der ARD.

"Wir hatten Hinweise - nachrichtendienstliche Hinweise -, dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte. Zuletzt konkretisierte sich dies mit Blick auf Flughäfen in Berlin."

Verfassungsschutz: Hinweise gab es bereits im September

IS wollte in Deutschland Infrastruktur angreifen
ABD0027_20150802 - ARCHIV - Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, sitzt am 21.07.2015 in Stuttgart (Baden-Württemberg) in einer Pressekonferenz im Rahmen eines Symposiums von Landes- und Bundesamt für Verfassungsschutz. Foto: Marijan Murat/dpa (zu dpa "Debatte um Ermittlungen gegen Blog - Maaßen rechtfertigt sein Handeln" vom 02.08.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Schon Anfang September habe es Hinweise gegeben, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf Infrastruktureinrichtungen in Deutschland geplant habe. "Wir haben - man kann sagen - bis Donnerstag letzter Woche gebraucht, um herauszufinden, wer ist dafür in Deutschland verantwortlich", sagte Maaßen.

Flucht, Fahndung und Festnahme

IS wollte in Deutschland Infrastruktur angreifen
This undated Handout pictures released on October 8, 2016 by the criminal office of the eastern federal state of Saxony shows a person believed to be the 22-year-old Syrian named Jaber Al-Bakr suspected of being involved in the found of explosive traces during the search of an apartment in Chemnitz, eastern Germany. Police in the German state of Saxony said on October 8, 2016 afternoon that a 22-year-old Syrian was the target of a manhunt launched earlier, the day after a bomb plot was uncovered in the town of Chemnitz. / AFP PHOTO / Landeskriminalamt Sachsen / HO / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / Landeskriminalamt Sachsen " - NO MARKETING - NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
Am Freitag hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz den Hinweis auf Al-Bakr an die sächsische Polizei weitergegeben. Eine Festnahme am Samstag in Chemnitz war zunächst fehlgeschlagen. Durch die Ergreifung des 22-Jährigen am Montag in Leipzig wurde nach Angaben der Ermittlungsbehörden ein größerer Anschlag wie in Frankreich oder Belgien verhindert.

Syrer in Deutschland feiern Ergreifung

Viele syrische Flüchtlinge in Deutschland begrüßen die Festnahme Al-Bakrs und feiern die Landsleute, die ihn der Polizei übergeben haben, berichtet Spiegel Online. Auf der Facebook-Seite "German Lifestyle GLS" heißt es: "Tolle Nachricht!! Die Polizei hat den verdächtigen Syrer (Jaber al-Bakr) festgenommen". Und weiter: "Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Polizei und bei unserem Landsmann. Wir sind von dem Krieg geflohen und wissen ganz genau, was es bedeutet, in einer unsicheren Lage zu leben".

Heißkleber und Sprengstoff

Als Al-Bakr am Freitag "in einem Ein-Euro-Shop Heißkleber kaufte", seien "alle Maßnahmen in Bewegung gesetzt" worden, "damit ein Zugriff erfolgte", sagte Maaßen in dem Interview. Die Sicherheitsbehörden seien nach dem Kauf des Heißklebers davon ausgegangen, dass dies "im Grunde genommen die letzte Chemikalie" sein könnte, "die für ihn notwendig war, um eine Bombe herzustellen".

Wie der Generalbundesanwalt Peter Frank am Montagabend in den ARD-"tagesthemen" sagte, hatte der Verdächtige bereits "eine sehr große Menge" eines "sehr hochexplosiven Sprengstoffs" hergestellt. Dafür sei "spezielles Know-how notwendig" gewesen. Deswegen habe die Bundesanwaltschaft auch die Ermittlungen übernommen.

Bei der Durchsuchung einer von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz hatten die Ermittler nach Angaben der Behörde am Samstag eineinhalb Kilogramm hochexplosiven Sprengstoffs sowie weiteres Material gefunden, das zur Herstellung einer Sprengstoffweste geeignet gewesen sei.

Terrorgefahr durch Flüchtlingszustrom gestiegen

Generalbundesanwalt Frank sagte in der ARD auf die Frage, ob die Terrorgefahr durch die Flüchtlingswelle des vergangenen Jahres gestiegen sei: "Deutschland ist schon seit längerer Zeit im Visier des islamistischen Terrorismus. Das sagen die Sicherheitsbehörden seit einigen Monaten und seit über zwei Jahren, das hat sich jetzt auch wieder realisiert. Wir müssen auch sehen, dass nicht nur durch Flüchtlinge Anschlagspläne und Anschläge nach Deutschland gekommen sind." So sei die Attacke auf einen Bundespolizisten in Hannover nicht von einem Flüchtling verübt worden.

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