Politik/Ausland

IS folgte in Jakarta dem Beispiel des Terrors von Paris

Die radikalislamische Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hat in Indonesiens Hauptstadt Jakarta eine Attentatsserie nach dem "Beispiel der Pariser Anschläge" verübt: Fünf Angreifer und zwei Zivilisten wurden nach Polizeiangaben getötet sowie mindestens 20 Menschen verletzt, als die Attentäter am Donnerstag mehrere Ziele angriffen und Panik verbreiteten. Auch ein Österreicher wurde verletzt.

Verletzter Österreicher wird operiert

Der Mann sei ein Auslandsösterreicher und Geschäftsmann. Er habe eine Verletzung am Unterarm erlitten und werde nun in Jakarta operiert. "Wir sind zuversichtlich, dass er bald wieder das Krankenhaus verlassen kann", sagte Außenamtssprecher Thomas Schnöll.

In Folge des Anschlags habe das Außenministerium die Warnstufe für Jakarta auf "hohes Sicherheitsrisiko" hinaufgesetzt. Das sei aber noch keine Reisewarnung. Schnöll wies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Reiseregistrierung hin: Gerade in solchen Krisenfällen sei die Registrierung noch vor dem Reisantritt sinnvoll. Die österreichische Botschaft in Indonesien habe die registrierten Touristen und Auslandsösterreicher sofort über SMS über den Anschlag informieren können und ihnen die Kontaktdaten der Botschaft mitgeteilt.

Alle Inhalte anzeigen

US-Außenminister John Kerry sagte, der IS fordere mit seinen Taten zu seiner "eigenen Zerstörung" auf. Die Angreifer seien "dem Beispiel der Pariser Anschläge gefolgt", sagte Polizeisprecher Anton Charliyan. Am 13. November hatte eine Islamistengruppe bei koordinierten Anschlägen in der französischen Hauptstadt 130 Menschen getötet. Vor den Anschlägen von Jakarta sei eine "rätselhafte" Warnung eingegangen, dass es in Indonesien bald ein "Konzert" geben werde, das in den "internationalen Nachrichten" seinen Widerhall finden werde, sagte der Polizeisprecher.

Terror in Starbucks-Filiale

Alle Inhalte anzeigen

Die Anschläge von Jakarta richteten sich auf Ziele im Stadtviertel Thamrin, wo es zahlreiche Einkaufszentren, Botschaften und UN-Büros gibt. Drei Selbstmordattentäter griffen eine Starbucks-Filiale gegenüber dem Einkaufszentrum Sarinah an und nahmen dort Geiseln. Einer algerischen Geisel gelang nach Polizeiangaben die Flucht, eine kanadische Geisel wurde nach offiziellen indonesischen Angaben erschossen. Die US-Kaffeehauskette schloss daraufhin vorsichtshalber alle Filialen in Jakarta.

Nach dem Angriff bei Starbucks schossen die Attentäter laut Zeugenaussagen auf Passanten. Zwei Männer auf Motorrädern fuhren zu einer Polizeistation, in die sie eindrangen. Sie sprengten sich dort in die Luft. Dabei wurden vier Polizisten schwer verletzt. Laut Polizei wurden vier Sprengsätze gezündet, Augenzeugen sprachen von sechs Explosionen. "Fünf Terroristen sind tot", sagte der Minister für öffentliche Sicherheit, Luhut Panjaitan, als nach Stunden wieder Ruhe eingekehrt war.

Der IS verbreitete im Internet eine Erklärung in arabischer Sprache, in der er sich zu den Anschlägen bekannte. "Vier Soldaten" des muslimischen "Kalifats" hätten die Angriffe mit "leichten Waffen und Sprengstoffgürteln" verübt, zugleich seien Bomben gezündet worden, erklärte der IS. Die Angriffe hätten der "Koalition der Kreuzfahrer" gegolten, die den IS unter Führung der USA in Syrien und dem Irak bekämpft.

Präsident: "Werden uns nicht in die Knie zwingen lassen"

Alle Inhalte anzeigen

Indonesien hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge verhindert, die ebenfalls Bezug zum IS gehabt haben sollen. Erst vor wenigen Wochen waren in Indonesien nach einer Drohung gegen den Flughafen von Jakarta die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden.

Indonesiens Präsident Joko Widodo sprach von "Terrorakten". Er rief die Öffentlichkeit dazu auf, Ruhe zu bewahren. "Wir werden uns nicht von diesen Terroranschlägen in die Knie zwingen lassen", sagte er im Fernsehen. Bis zu 700 Indonesier sollen Schätzungen zufolge ausgereist sein, um sich dem IS anzuschließen. Dutzende ausgebildete Kämpfer sollen mittlerweile wieder zurückgekehrt sein.

Alle Inhalte anzeigen

Rund 90 Prozent der 250 Millionen Einwohner Indonesiens sind Muslime - es ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Bei Sprengstoffattentaten muslimischer Extremisten auf der Ferieninsel Bali im Jahr 2002 starben 202 Menschen, darunter zahlreiche Touristen. Auch in Jakarta wurden mehrere blutige Anschläge auf Botschaften und Hotels verübt. Seither sind die indonesischen Sicherheitskräfte massiv gegen radikale Muslime vorgegangen. Doch in jüngster Zeit wuchs die Sorge, dass Anhänger und Rückkehrer des IS in dem südostasiatischen Land zuschlagen könnten. In Jakarta verschärfte die Polizei nun die Sicherheitsmaßnahmen.

Der IS ist vor allem in Syrien und im Irak aktiv und wird auch für den Anschlag in Istanbul verantwortlich gemacht, bei dem am Dienstag zehn Deutsche getötet wurden. In Indonesien hatte der IS - anders als andere muslimische Extremisten - bisher keine Anschläge verübt.