Iran und USA liefern sich ein Fernduell im Irak
Eine böse Silvester-Überraschung erwartete die Soldaten der 82. Luftlandedivision von der Basis Fort Bragg in North Carolina: Unverzüglich, so lautete der Befehl von US-Präsident Donald Trump, ging es für 750 Soldaten ab in den Nahen Osten. Sie wurden nach Kuwait entsandt, ließ ein Regierungsvertreter wissen. Im Grenzgebiet zum Irak sollen sie für den Fall der Fälle bereitstehen.
Washington reagierte mit dem Marschbefehl auf den gewaltsamen Angriff Hunderter Demonstranten und schiitischer Milizionäre auf das gut gesicherte, 42 Hektar große Gelände der US-Botschaft in Bagdad am Silvestertag. Sie schlugen Fenster ein und setzten mehrere Wachhäuschen beim Eingang des Areals in Brand. Weiter kamen sie nicht. Das US-Militär setzte Tränengas und Kampfhubschrauber ein, um die Menge zurückzudrängen.
Zeltlager abgebaut
Unorganisiert und spontan war der Massenansturm nicht. Das zeigten allein schon die Zelte, Matratzen und Nahrungsmittel, die den Demonstranten geliefert wurden, die vor dem US-Areal die Silvesternacht verbrachten und auch zu Neujahr ihre Proteste fortsetzten. Doch nach einigen Stunden und dem Einsatz von Tränengas räumten sie nach und nach das Terrain. Wohl auch auf Befehl.
Den Befehlsgeber orten die USA im Iran, der seinen Einfluss im Nachbarland Irak, aber auch in Syrien immer stärker ausbauen kann. Die USA verlieren hingegen in diesen Ländern immer mehr an Boden; US-Soldaten geraten immer wieder ins Visier schiitischer, vom Iran unterstützter Milizen.
Am vergangenen Sonntag flog die US-Luftwaffe daher gleich fünf Angriffe auf Einrichtungen der schiitischen Miliz Kataib Hisbollah im Irak und in Syrien. Die Bilanz: 25 Tote, 50 Verletzte – und Wut der Schiiten, die ihren Angriff auf die US-Botschaft in Bagdad als Antwort darauf bezeichneten.
Trump drohte am Silvestertag Teheran, dass jeder Schaden, jedes Opfer den Iran teuer zu stehen kommen werde. „Das ist keine Warnung, das ist eine Drohung. Frohes neues Jahr!“, twitterte Trump. Vor Journalisten in Florida klang er gemäßigter: Er gehe nicht davon aus, dass die zunehmenden Spannungen mit dem Iran zu einem Krieg führen werden. „Ich will Frieden. Und der Iran sollte mehr als jeder andere Frieden wünschen.“
Hass auf USA
Der geistliche Führer im Iran, Ayatollah Ali Khamenei, wies die Verantwortung am Angriff in Bagdad am Mittwoch zurück. Die Vorwürfe seien absurd. „Seien Sie doch mal logisch, was Sie ja nicht sind“, ätzte er in Trumps Richtung. „Fakt ist, dass die Völker in dieser Region die USA wegen ihrer Verbrechen hassen“, sagte der Ayatollah, der nach der Verfassung das letzte Wort in allen strategischen Belangen des Landes hat. Die Proteste, erklärte Khamenei, seien vielmehr eine Folge des Hasses gegenüber den USA und hätten mit anderen Ländern nichts zu tun.
Im Irak stehen nach wie vor mehr als 5.000 US-Soldaten. Aus Syrien haben sich die Amerikaner mehr oder weniger verabschiedet. Dort haben Russland, der Iran und der syrische Machthaber Assad das Sagen – und auch die Türkei mischt mit.