Politik/Ausland

Warum ein Land beim Impfen weit vorne liegt

Seit Ausbruch der Pandemie kamen aus Spanien meist beunruhigende Meldungen: Die Zahl der Todesfälle und der Infizierten stieg rasant an, Sportzentren mussten zu Feldkrankenhäuser umgebaut werden, um die Menge an Erkrankten zu behandeln. Zwischenzeitlich lag die Gesamtzahl der mit Sars-CoV-2 infizierten Menschen höher als im stark betroffenen Italien. Notfallmaßnahmen und Ausgangssperren wurden immer wieder verlängert. Regierungschef Pedro Sánchez rief die EU-Partner zur Organisation einer "Kriegswirtschaft" auf.

Zwar sind die Inzidenzzahlen mit über 300 nach wie vor sehr hoch, doch in einer Sache hatte der Premier kürzlich Positives zu vermelden. "Wir kommen dem Ziel, dass 70 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind, immer näher", schrieb Sánchez vor wenigen Tagen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Sein Land gehört in puncto Impfen zu Europas Spitze. Inzwischen sind dort bereits mehr als 28 Millionen Menschen zum zweiten Mal gegen das Corona-Virus geimpft worden, das sind knapp 60 Prozent der Bevölkerung. 69 Prozent haben eine erste Dosis erhalten.

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Bisher orientierte sich die spanische Regierung bei der Impfreihenfolge daran, wie hoch das Risiko eines Menschen ist, an Corona zu sterben. Dazu wurden die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen einer Infektion abgewogen – und letztlich wie groß das Risiko ist, dass der Erkrankte andere ansteckt. So wurden Ältere und Risikopatienten zuerst geimpft.

Bei den über 80-Jährigen liegt die Quote mittlerweile bei 100 Prozent, bei den 70- bis 79-Jährigen liegt die Quote bei knapp 97 Prozent. Und in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen sind fast 90 Prozent geimpft. Auch die Jüngeren sind mittlerweile im Fokus der Impfungen: In den Altersgruppen der 18- bis 24-Jährigen wurden 50 Prozent mindestens einmal geimpft, zirka 13 Pro­zent haben einen vollständigen Impfschutz.

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Grüne für die Impfbereitschaft

Wie Recherchen der Süddeutschen Zeitung ergeben, dürfte die hohe Impfbereitschaft auch damit zu tun haben, dass die Regierung wenig Druck auf die Bevölkerung ausübe. Zudem funktioniere das Gesundheitssystem vielmehr über öffentliche Gesundheitszentren, die in der Bevölkerung Vertrauen genießen.

Auch die Zahl der organisierten Impfgegner und Impfgegnerinnen ist in Spanien geringer als in anderen europäischen Ländern. Mit dieser Beobachtung wird Alberto Infante, Experte für Internationale Gesundheitswissenschaft, in El Mundo zitiert. Kritik und Skepsis gab es allerdings schon, besonders zu Beginn der Impfkampagne. Im Herbst 2020 lag die Impfbereitschaft bei 64 Prozent. Die spanische Regierung ließ mit Plänen aufhorchen, wonach sie ein Register mit Verweigerern anlegen wolle. Es wurde aber noch nicht umgesetzt.

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Die Erfahrungen und persönliche Betroffenheit vieler Spanier – bislang sind knapp 82.000 Tote im Zusammenhang mit dem Virus vermeldet worden – dürfte ebenfalls eine Rolle spielen. Genauso wie die Sorge vor einer vierten Welle und Virusvarianten.

Das geht aus dem European Covid Survey (ECOS) hervor, für die 8000 Menschen seit April 2020 regelmäßig zu aktuellen Themen rund um die Pandemie in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Portugal und Spanien befragt werden. Insbesondere in Spanien und Portugal etwa die Angst vor Mutationen groß. 96 beziehungsweise 97 Prozent der Befragten sind den Angaben zufolge beunruhigt. Dort gibt es laut Umfrage auch den größten Zuspruch, Kinder impfen zu lassen.

 

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