Immer mehr Republikaner sehen USA auf falschem Weg
Fünf Monate vor der US-Wahl sind immer weniger Anhänger der Partei von Präsident Donald Trump von der Richtung überzeugt, die das Land in Zeiten der Coronakrise, des wirtschaftlichen Abschwungs und der Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt einschlägt.
Nur noch 46 Prozent der Amerikaner, die sich als Republikaner bezeichnen, geben in einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos an, dass sich die USA ihrer Auffassung nach noch auf dem richtigen Weg befinden. Es ist das erste Mal, dass der Wert so niedrig ausfällt, seit es im August 2017 bei einem von Rechtsextremen organisierten Protestmarsch in Charlottesville zu Ausschreitungen kam und eine Gegendemonstrantin getötet wurde. Anfang März, also kurz bevor in großen Teilen der USA die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie angeordnet wurden, hatten sich noch etwa 70 Prozent optimistisch geäußert.
17 Prozent für Demokraten
37 Prozent der befragten Anhänger der Republikaner sind laut der aktuellen Erhebung der Meinung, dass das Land auf dem falschen Weg ist. 17 Prozent davon geben an, sie würden Trumps demokratischen Herausforderer Joe Biden wählen, fände die für November angesetzte Präsidentenwahl heute statt. 63 Prozent wollen aber immer noch für Trump stimmen. Trumps eigene Beliebtheitswerte verharren bei 40 Prozent.
An der Online-Umfrage beteiligten sich in der vergangenen Woche landesweit 1.113 amerikanische Erwachsene.
Ex-Außenminister Powell will für Biden stimmen
Der frühere US-Außenminister Colin Powell - ein Republikaner - will bei der US-Präsidentschaftswahl im November für den Demokraten Biden stimmen. Das kündigte Powell am Sonntag im US-Sender CNN an. Der Ex-General übte zugleich scharfe Kritik an Trump.
Dieser entferne sich von der Verfassung und werde "gefährlich für unsere Demokratie, gefährlich für unser Land", sagte Powell. "Er lügt über Dinge und er kommt damit durch, weil Menschen ihn nicht zur Rechenschaft ziehen."
Zahlreiche andere frühere Spitzenpolitiker haben Trump in den vergangenen Tagen wegen seines Umgangs mit den Protesten infolge des Todes des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz kritisiert. Trumps früherer Verteidigungsminister James Mattis hatte den Präsidenten bereits am Mittwoch einen Spalter genannt.
Am Freitag schloss sich Trumps früherer Stabschef John Kelly der Kritik von Mattis an. Sowohl Mattis als auch Kelly sind - wie Powell - frühere Generäle. Powell war von 2001 bis 2005 unter US-Präsident George W. Bush Außenminister.
Am Freitag hatten sich mehrere frühere US-Verteidigungsminister gegen Trumps Drohung gestellt, das Militär wegen der Proteste in den USA einzusetzen. In einem in der "Washington Post" veröffentlichten Gastbeitrag warnten die Ex-Verteidigungsminister Leon Panetta, Chuck Hagel, Aston Carter sowie 86 weitere frühere Verteidigungspolitiker und Offiziere davor, das Militär in einer Weise einzusetzen, die die verfassungsmäßigen Rechte der Amerikaner untergraben würde.