Politik/Ausland

Hunderttausende bei Chavez-Trauerzug

Wir sind alle Chavez“, riefen Hunderte auf dem Platz vor dem Militärkrankenhaus in dem ihr „Comandante“ starb. „Der Kampf geht weiter“, steht auf ihren Bannern. „Es lebe Chavez“. Viele ärmere Venezolaner und USA-Kritiker fanden sich unter den Trauernden. Hugo Chavez hatte als Präsident nachweislich die soziale Ungleichheit verringert, seine Amtszeit war von anti-imperialistischer Rhetorik geprägt.

Hunderttausende bei Trauerzug

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Die Bevölkerung ist nach dem Tod von Präsident Chavez gespalten. Während die einen mit Tränen in den Augen auf den Straßen von Caracas immer und immer wieder stolz seinen Namen riefen, sprachen andere vom „neuen freien Venezuela“.

„Bitte keine Gewalt“

Die Trauerkundgebungen in der Hauptstadt wurden am Mittwoch von Kanonensalven zu Ehren des „Landesvaters“ begleitet. „Man fühlt sich, als hätte man einen Vater verloren“, sagte eine Frau zur BBC. Inzwischen wurde der Leichnam vom Krankenhaus in die Militärakademie überstellt, wo er bis zum Staatsbegräbnis am Freitag aufgebahrt wird. Schulen und Universitäten blieben geschlossen, viele Geschäfte ebenfalls. Der Vizepräsident Nicolas Maduro, der bis zu Neuwahlen innerhalb von 30 Tagen die Amtsgeschäfte übernimmt, hat sieben Tage Staatstrauer angeordnet.

Trauer in Venezuela

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„Lasst keine Schwäche zu, keine Gewalt“, ermutigte er seine Landsmänner. „In unseren Herzen sollte nur ein Gefühl sein: Liebe.“ Die Regierung ist nervös. Nach 14 Jahren Herrschaft und Personenkult rund um den charismatischen Hugo Chavez gilt es, das Land, aber auch die Sozialistische Partei, zusammenzuhalten. Weitere Proteste werden befürchtet. Verteidigungsminister Admiral Diego Molero rief zu „Einheit, Ruhe und Verständigung“ auf. Seine Streitkräfte sollen jetzt für Ruhe sorgen. Kleinere Zwischenfälle wurden bereits gemeldet.

Auch Oppositionsführer Henrique Capriles, der im Oktober bei der Präsidentenwahl hinter Chavez zweiter war, rief zur Einheit auf. Man habe sich bereits darauf geeinigt, dass er bei Neuwahlen gegen Maduro antreten werde, hieß es Mittwochabend aus Parteikreisen. Deren Ausgang ist offen. Je länger die Vorbereitung dauert, desto größer werden die Chancen für die Opposition, glauben Experten. Wenn Maduro – wie von Chavez gewünscht – neuer Präsident wird, könnte das Regieren für ihn schwer werden: Mit weniger Charisma muss der ehemalige Busfahrer das Land zusammenhalten und sowohl Differenzen mit der erstarkenden Opposition niedrig halten, als auch Spannungen mit dem Militär vermeiden. Dann wird sich auch zeigen, ob sich Venezuela in Zukunft mehr nach dem Westen richten wird. In jedem Fall werden die politischen Gewichte in Lateinamerika neu verteilt. Für Linksparteien wird es wohl schwieriger.

Ölpreise gesunken

Die Ölpreise sind nach dem Tod des venezolanischen Präsidenten leicht gesunken. Venezuela hat laut OPEC mit rund 300 Milliarden Barrel die größten Ölreserven der Welt. Täglich werden fast 3 Millionen Barrel gefördert. 95 Prozent der Exporte kommen aus der Ölindustrie. Doch für ein großes Wirtschaftswachstum reichte das Öl unter Chavez nicht. Benzin muss großteils importiert werden, weil die Raffineriekapazitäten des Landes nicht ausreichen. Die Ölindustrie funktioniere weiter reibungslos, beschwichtigte der staatliche Ölkonzern allerdings. Chavez’ Tod habe auf den Ölmarkt nur wenig Auswirkung hieß es auch in Börsenkreisen.

Die markigsten Sprüche von Hugo Chavez

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