Politik/Ausland

Hubschrauberabsturz: Ukrainischer Innenminister und mehrere Kinder tot

Tag 328 im Ukraine-Krieg.

Bei einem Hubschrauberabsturz nahe der Hauptstadt Kiew ist nach Polizeiangaben der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj ums Leben gekommen. Bei dem Absturz in der Nähe eines Kindergartens im Kiewer Vorort Browary habe es mindestens 17 Tote gegeben, teilte die Polizei am Mittwoch bei Facebook mit. Zu den Toten zählt auch der Vize-Innenminister Jehwhenij Jenin und ein Staatssekretär.

Drei Kinder starben laut Angaben des Innenministeriums. Sie sollen sich beim Absturz in dem Kindergarten aufgehalten haben. Zudem wurden 26 Menschen wurden verletzt, darunter mehrere Kinder, hieß es. Die Absturzursache war zunächst unklar. Der Vorfall habe sich in der Stadt Browary rund zwölf Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Kiew ereignet.

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Innenminister Monastyrskyj war von Präsident Wolodimir Selenskij 2021 zum Innenminister ernannt worden. Er war in diesem Amt für die Polizei und die Innere Sicherheit zuständig und ist der ranghöchste ukrainische Staatsvertreter, der seit Beginn des Krieges ums Leben gekommen ist.

Neuer amtierender Innenminister wird der bisherige nationale Polizeichef Ihor Klymenko. Klymenko sei zum Vize-Innenminister ernannt worden, teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal wenige Stunden nach dem Absturz mit. In dieser Funktion werde er aber die Pflichten des Ministers erfüllen.

Ursache unklar

Laut dem Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, handelte es sich um einen Hubschrauber des Typs Airbus H225. Eine Kommission werde die Ursachen untersuchen. "Das wird nicht nur ein bis zwei Tage dauern, denn die Untersuchung einer Flugkatastrophe braucht eine gewisse Zeit", sagte Ihnat.

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hatte 2016 gegen den H225 wegen Sicherheitsbedenken ein vorläufiges Flugverbot verhängt. Schon das Vorgänger-Modell AS332 war in mehrere Flugunfälle verwickelt.

Knapp 30 Ortschaften beschossen

An der Front im Osten der Ukraine toben weiter schwere Kämpfe. In den vergangenen 24 Stunden hätte die russischen Truppen dort knapp 30 Ortschaften beschossen, teilt der Generalstab mit. Die ukrainischen Streitkräfte hätten Angriffe auf Bachmut und das südlich gelegene Dorf Klischtschiwka in der Region Donezk abgewehrt.

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs hätten die russischen Streitkräfte vier Raketen abgeschossen, darunter zwei auf zivile Ziele in der Stadt Kramatorsk in der Donezk-Region westlich der Städte Bachmut und Awdijiwka. Zudem hätten die Russen 13 Luftangriffe geflogen und 23 Mal mit Mehrfachraketenwerfer angegriffen. Reuters konnte dies nicht unabhängig überprüfen.

Zweite Mobilisierungswelle in Russland?

Kremlchef Wladimir Putin könnte unterdessen nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in den kommenden Tagen eine zweite Mobilisierungswelle für den Krieg gegen die Ukraine ankündigen. Putin könne dies möglicherweise bereits bei einem für den heutigen Mittwoch geplanten Auftritt in St. Petersburg ankündigen, schrieb die in Washington ansässige Denkfabrik in ihrem jüngsten Bericht am Dienstagabend (Ortszeit).

Putin könnte die Gelegenheit auch nutzen, um der Ukraine den Krieg zu erklären, hieß es weiter. In Russland heißt die Invasion in der Ukraine, die Ende Februar 2022 begann, im offiziellen Sprachgebrauch "militärische Spezialoperation". Die öffentliche Verwendung des Begriffs "Krieg" wird strafrechtlich geahndet. Die Denkfabrik ISW beruft sich unter anderem auf russische Militärblogger. Auch ukrainische und westliche Geheimdienste warnten aber wiederholt vor Putins Mobilisierungsvorbereitungen für Mitte Jänner, hieß es weiter.

Der Kremlchef wird am Mittwoch in St. Petersburg an Feierlichkeiten zum Bruch der Blockade der von deutschen Truppen abgeriegelten Metropole im Januar 1944 teilnehmen. Außerdem wird er eine Rüstungsfabrik besuchen. Wann und wo Putin seine Rede halten wird, war am Mittwochmorgen noch nicht bekannt.

Die Europäische Union hat unterdessen die anhaltenden Zwangsumsiedlungen von Kindern aus der Ukraine durch russische Truppen laut einem Medienbericht scharf verurteilt und ihre schnelle Freilassung gefordert. "Berichte über Zwangsumsiedlungen von Kindern nach Russland sind zutiefst verstörend. Die EU verurteilt diese Taten auf das Allerschärfste", sagte EU-Chefdiplomat Josep Borrell der "Welt" einem Vorabbericht zufolge.

Die Umsiedlungen von Kindern verletzten internationales Recht. "Die Rechte und die Würde aller Kinder müssen zu jeder Zeit respektiert und bewahrt werden", sagte Borrell der Zeitung. Im letzten Sanktionspaket im Dezember 2022 habe die EU Strafmaßnahmen gegen diejenigen Personen verhängt, die für die Deportationen verantwortlich seien.

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