Politik/Ausland

Gorbatschow mahnt Westen: "Man darf mit Russland nicht so reden"

Zum Jubiläum des Mauerfalls vor 30 Jahren hat der frühere sowjetische Staats-und Parteichef Michail Gorbatschow (88) Deutschland zu einer Verbesserung des Verhältnisses mit Russland aufgerufen.

"In der heutigen Weltpolitik gibt es keine wichtigere und zugleich schwierigere Aufgabe, als das Vertrauen zwischen Russland und dem Westen wiederherzustellen", schreibt der Ex-Sowjetpräsident in seinem Buch "Was jetzt auf dem Spiel steht", das am Montag erschien. Gorbatschow beklagt darin, dass es nach der maßgeblich von Moskau unterstützten deutschen Einheit heute wieder Feindbilder wie zu Zeiten des Kalten Krieges gebe.

Der 88-jährige Friedensnobelpreisträger kritisiert, dass in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen die Bereitschaft fehle, einander zu verstehen. "Im Westen erkennt man sehr wohl, dass dies nötig ist, denn ohne Russland ist keines der großen globalen Probleme zu lösen. Aber die Verantwortung für die aktuelle Krise wird ganz auf Russland geschoben", schreibt Gorbatschow. "Aber man darf mit Russland so nicht reden."

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Kritik an deutschen Medien

Besonders kritisiert der Politiker auch die deutschen Medien - Journalisten würden "nicht selten mit einer generellen Vorwurfshaltung" und anklagend über Russland berichten. Zudem würden jene angegriffen, die versuchten, Russland zu verstehen.

Sein Buch will der Politiker vor allem als einen Aufruf für Frieden und Freiheit verstanden wissen. Er setzt auf das Prinzip Hoffnung, und in seinem Buch erkennt er auch durchaus so manchen politischen Leuchtstreifen aus der Nacht an.

Besorgt erinnert er jedoch daran, dass nach der - einst von ihm und dem US-Präsidenten Ronald Reagan auf den Weg gebrachten - atomaren Abrüstung heute ein neuer Rüstungswettlauf drohe. "Die Gefahr einer Militarisierung von Weltraum und Cyberspace ist real und in ihren möglichen Folgen katastrophal." 

Gorbatschow-Doku von Regisseur Werner Herzog (Trailer)

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