Geständnis eines Ministers: "Als Zwerg beschimpft - und gelitten"
Von Konrad Kramar
Der italienische Minister für öffentliche Verwaltung Renato Brunetta hat sich im Fernsehen wegen seiner niedrigen Statur zum Opfer von Body Shaming erklärt. „Ich werde als Zwerg beschimpft, ich habe darunter gelitten und leide immer noch darunter“, sagte der 72-jährige Minister in einer von dem italienischen Fernsehsender Rai gesendeten Talkshow am Sonntagnachmittag.
"Zum Glück stark"
„Zum Glück bin ich stark. Ich war Universitätsprofessor, Parlamentarier, EU-Abgeordneter und zweimal Minister. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt. Ich bin dafür verantwortlich, was ich erreicht habe, nicht für mein Aussehen“, stellte der 1,54 Meter große Minister fest.
"Spreche für alle"
Brunetta betonte, er spreche für all jene Kinder, die nicht das Glück haben, groß und schön zu sein. „Sie können sich an mir ein Beispiel nehmen und sagen: Siehst du, Brunetta ist sogar Minister geworden. Ich habe mir nicht ausgesucht, groß oder klein zu sein. Ich bin verantwortlich für das, was ich tue, nicht dafür, ein Zwerg zu sein. Ich war bisher nie in der Lage, in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen. Jetzt spreche ich aber darüber, denn das bedeutet, das Thema zu verarbeiten“, erklärte er.
Von Berslusconi getrennt
Brunetta verließ am Mittwoch seine Partei Forza Italia, nachdem diese überraschend beschlossen hatte, die Regierung um Premier Mario Draghi nicht mehr zu unterstützen. Brunetta kritisierte diesen Beschluss und trat mit zwei weiteren Ministerinnen aus der Forza Italia aus, jener Partei um Ex-Premier Silvio Berlusconi, der er fast 30 Jahren angehört hatte. Den Bruch mit Berlusconi bedauere er sehr, sagte der Minister.
"Als Zwerg verhöhnt"
Er beklagte auch eine angespannte Beziehung zu Berlusconis Lebensgefährtin Marta Fascina, die ihn ebenfalls als Zwerg verhöhnt hätte.
„Mit Berlusconi ist etwas zerbrochen. Es ist wie bei einer Liebe: Wenn etwas in die Brüche geht, ist es nicht mehr wieder gutzumachen. Ich wünsche Berlusconi jedenfalls viel Glück“, betonte Brunetta. Der Minister bemüht sich jetzt um den Aufbau einer „Republikanischen Union“ aus Parteien, die sich die Regierungsagenda des gestürzten Premiers Mario Draghi als politisches Programm in Hinblick auf die vorgezogenen Parlamentswahlen am 25. September auf die Fahne schreiben.