Politik/Ausland

Gaza-Krieg schürt Spannung in Berlin

Sie war als größte Antiisrael- Kundgebung des Tages angekündigt: Doch aus den bei der Polizei angemeldeten 1500 Demonstranten zum "Al-Kuds-Tag" in Berlin wurden dann doch nur etwa 1200, davon viele Mütter mit Kopftuch und Kindern. Die arabisch- und türkisch-stämmigen Teilnehmer nutzten den vom Iran propagierten "Tag zur Befreiung Jerusalems von israelischer Besatzung", um gegen Israels Militäraktion in Gaza und deren hohe Opferzahlen zu protestieren.

Sie taten das mit einem Marsch über den Kurfürstendamm mit palästinensischen Fahnen, mit roter Farbe beschmierten Kinderpuppen und Spruchtafeln. Eine bezeichnete US-Präsident Obama als "Mörder", eine lautete: "Ein Holocaust rechtfertigt keinen nächsten". Einer der Sprechchöre skandierte "Kindermörder Israel". Es gab auch Sprechchöre mit "Israel vergasen" bis die Organisatoren sie unterbanden.

Damit blieben bis Redaktionsschluss die schlimmsten Aggressionen gegen Israel und Juden meist aus, die die Demonstrationen der vergangenen Tage in ganz Deutschland geprägt hatten. Dabei waren auch Passanten und an der Kippa kenntliche israelische Bürger verletzt oder bedroht worden.

Diesmal blieben auch die Muslime weitestgehend unter sich: Die in den letzten Tagen mitdemonstrierenden Linksradikalen und Funktionäre der kommunistischen "Linken" fehlten, wohl aber wurden mehrere deutsche Rechtsradikale gesichtet.

Konsequenzen

Aus den fast täglichen, meist nicht angemeldeten Demonstrationen der letzten Tage hatten erst jetzt und nach heftiger Kritik der Medien Polizei und Politik Konsequenzen gezogen: Erst am Freitag wurde den Teilnehmern konkret mit Strafanzeigen und der Auflösung der Demonstration gedroht, so sie weiter zum Tod von Juden und der Vernichtung des Staates Israel aufriefen, was in Deutschland eine Straftat ist. Die mit 1000 Mann präsente Polizei kontrollierte Spruchbänder im Vorfeld und die Sprechchöre mithilfe mehrerer Dolmetscher.

Sie verhinderte auch Zusammenstöße mit zwei Gegendemonstrationen am Kurfürstendamm. Da verteidigten je rund 300 Sympathisanten Israels "Notwehr" gegen die Raketen der palästinensischen Hamas, darunter auch der israelische Botschafter in Berlin. Es kam zwar zu Pöbeleien und Handgemengen zwischen den Demonstranten, aber dank der Polizei zu keinen Verletzten.

Fast gleich groß wie darüber berichtete die Presse über die Bedrohung einer israelischen Fußballmannschaft in Bischofshofen. Die Mannschaft von Maccabi Haifa war am Mittwoch bei einem Spiel kurz vor Abpfiff Opfer türkischer Schläger geworden. Bild und Welt vom Springer-Konzern riefen am Freitag Kampagnen-artig zu Solidarität mit Israel auf.

Laut Spiegel hat sich am Freitag im geheim tagenden Auswärtigen Ausschuss des Bundestages erstmals Außen-Staatssekretär Markus Ederer von Israel etwas distanziert: Die zuletzt massiven Luftschläge seien "teilweise unverhältnismäßig", so der Regierungsvertreter.

Solidarität mit Palästinensern

Am Al-Kuds-Tag erinnern Muslime an die israelische Besetzung Ost-Jerusalems 1967 und demonstrieren Solidarität
mit den Palästinensern. Al Kuds ist der arabische Name für Jerusalem, das Juden, Christen und Muslimen heilig ist.

Proteste gegen Israel

Der Al-Kuds-Tag wird am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan begangen. Der iranische Revolutionsführer Khomeini hatte 1979 erstmals dazu aufgerufen. Immer wieder wird am Al-Kuds-Tag die „Befreiung“ Jerusalems gefordert und das Existenzrecht Israels infrage gestellt. Auch gestern gingen im Iran Millionen Menschen auf die Straßen. In Bahrain und anderen islamischen Ländern gab es ebenfalls große Kundgebungen.