Politik/Ausland

Netanyahu fordert harte Reaktion gegen Hamas

Die dreitägige Feuerpause fand ihr Ende - das wurde am Freitag blutige Wahrheit, zwischen Israel und der Hamas sind die Kämpfe neu aufgeflammt. Als Antwort auf palästinensischen Raketenbeschuss griff die israelische Armee rund 15 Ziele im Gazastreifen aus der Luft an. Zuvor hatten militante Palästinenser wieder Raketen Richtung Israel abgefeuert. "Wir werden weiter die Infrastruktur und die Operationszentren der Hamas angreifen, um die Sicherheit für den Staat Israel wiederherzustellen", sagte Armeesprecher Peter Lerner. Palästinensische Behörden sprachen davon, dass ein zehnjähriger Bub getötet worden sei. Sieben weitere Personen seien verletzt worden.

Auslöser des Angriffs war nach israelischen Angaben, dass Freitagfrüh aus dem Gazastreifen wieder 35 Raketen auf den Süden Israels gefeuert wurden. Drei der Geschoße seien von Raketenabwehrsystemen abgefangen worden. Bei Raketeneinschlägen auf israelischer Seite gab es mehrere Verletzte.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte eine "kraftvolle" Reaktion auf den erneuten Raketenbeschuss angeordnet. Die Streitkräfte seien angewiesen worden, hart auf den Bruch der Waffenruhe durch die radikal-islamische Hamas zu reagieren, erklärte ein Regierungsvertreter am Freitag.

Hoher Blutzoll

Bei der Bevölkerung im Gazastreifen wächst nun die Angst vor einem Neustart des seit einem Monat andauernden Kriegs. Augenzeugen zufolge flohen Hunderte Palästinenser aus ihren Häusern im Osten der Mittelmeer-Enklave. Die meisten Familien waren während der Feuerpause in ihre Wohnviertel zurückgekehrt.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza kamen dort seit Beginn der israelischen Militäroffensive 1894 Menschen ums Leben, mehr als 9.800 wurden verletzt. Aufseiten Israels starben nach Angaben der Regierung 64 Soldaten und drei Zivilisten, mehr als 500 Menschen wurden verletzt.

Palästinenser wollen verhandeln

Die Palästinenserdelegation pocht unterdessen bei den Gesprächen in Kairo auf eine Verhandlungslösung. "Wir sitzen hier, um ein finales Abkommen zu erreichen", sagte der palästinensische Delegationsleiter Assam al-Ahmed am Freitag in der ägyptischen Hauptstadt. Dieses müsse die "Rechte unseres Volkes wiederherstellen", betonte er. Konkrete Ziele oder die mögliche Verlängerung der Waffenruhe sprach er nicht an. Die israelische Delegation hatte die Verhandlungen in Kairo bereits vor Ablauf der Feuerpause verlassen. Solange Israel beschossen werde, werde "nicht verhandelt".

Das ägyptische Außenministerium erklärte, bei den Verhandlungen während der dreitägigen, heute in der Früh zu Ende gegangenen Feuerpause sei über die meisten Fragen Einigkeit erzielt worden. "Aber einige wenige Punkte blieben unentschieden", erklärte das Ministerium. Ägypten rief Israelis und Palästinenser angesichts der bei den Verhandlungen bereits erzielten Fortschritte zu einer Verlängerung der Waffenruhe auf.

Der militärische Flügel der Organisation, die Al-Qassam-Brigaden, hatte bereits am Donnerstagabend mit Angriffen auf Israel gedroht, sollten die Forderungen der Palästinenser nicht erfüllt werden. Dann gehe die Schlacht weiter, sagte Sprecher Abu Obaida im Hamas-eigenen Fernsehsender Al-Aksa.

Noch bevor die vorübergehende Waffenruhe am Freitagfrüh auslief, verkündete die Hamas, sie nicht zu verlängern. Die Waffenruhe werde nicht erneuert, "weil Israel sich weigert, auf unsere Forderungen einzugehen", sagte Hamas-Sprecher Fausi Barhum. Darüber seien sich "alle palästinensischen Gruppen" einig. Die Hamas widersprach zudem der israelischen Darstellung, dass militante Palästinenser vor Ende der Feuerpause bereits wieder Raketen abfeuerten.

Ende der Blockade gefordert

Die Palästinenser fordern eine Aufhebung der jahrelangen Blockade des Gazastreifens. Dabei nennen sie den Bau eines See- und Flughafens in Gaza, eine Aufhebung von Einschränkungen bei der Geldüberweisung und eine Ausweitung der Fangzone für Fischer. Sie wollen auch die Freilassung von Häftlingen. Israel fordert als Bedingung für einen Wiederaufbau des zerstörten Gazastreifens eine Entmilitarisierung des schmalen Küstengebiets und eine Entwaffnung der militanten Organisationen. Dies lehnt die Hamas bisher kategorisch ab.