Politik/Ausland

Gaddafis Sohn will zurück in die Politik in Libyen

Einst war er Teil des österreichischen Gesellschaftslebens, machte Schlagzeilen, mit eigens für ihn nach Wien importierten weißen Tigern und als Freund Jörg Haiders: Saif al Gaddafi, einer der Söhne des libyschen Diktators Muammar al Gaddafi. Doch nach dem Umsturz in Libyen und dem gewaltsamen Tod seines Vaters geriet Saif selbst in Gefangenschaft und wird außerdem wegen Menschenrechtsverletzungen gesucht. Jetzt aber meldet sich der inzwischen 49-Jährige zurück. 

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"Rückkehr zur Vergangenheit"

In einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der „New York Times“ sagte der seit Jahren nicht mehr öffentlich aufgetretene Gaddafi-Sohn, die libyschen Politiker der vergangenen zehn Jahre hätten dem Land „nichts als Elend“ gebracht. Nun sei es „Zeit für eine Rückkehr zur Vergangenheit“.

Kriegsverbrechen

Vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) wird al-Islam wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen gesucht. Ein Gericht in Tripolis verurteilte ihn zudem 2015 in Abwesenheit zum Tode. Er sei „zuversichtlich, dass diese juristischen Probleme wegverhandelt werden können“, wenn eine Mehrheit der Libyer ihn „als ihren Anführer wollen“, sagte al-Islam der „New York Times“.

Lange in Wien

Saif al-Islam, der die International Business School in Wien besucht hat und enge Beziehungen zu dem früheren Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider pflegte, galt lange als möglicher Nachfolger seines Vaters. Vor der Revolte gegen Gaddafi galt er als Befürworter einer Annäherung an den Westen und einer Öffnung des Systems, nach Beginn der Proteste im Februar 2011 befürwortete er jedoch ein hartes Vorgehen gegen die Opposition.

Lebt in seiner Villa in Libyen

Einen Monat nach dem Tod seines Vaters im Oktober 2011 wurde auch Saif al-Islam gefasst.
Bis zu dem aktuellen Interview, das laut der Zeitung in einer Villa in der libyschen Stadt Sintan geführt wurde, hatte es seit Juni 2014 kein öffentliches Lebenszeichen des Gaddafi-Sohnes gegeben. In dem Interview sagte er nun, die Milizionäre, die ihn einst festgenommen hätten, seien heute seine „Freunde“. Er sei ein freier Mann, der seine Rückkehr in die Politik organisiere.