Zwischen Le Pen und Strauss-Kahn
Von Danny Leder
Wir haben alles ausprobiert, erst Sarkozy, dann Hollande. Alle haben sie uns enttäuscht. Jetzt versuchen wir halt Marine Le Pen". Der Satz klingt ein wenig nach defätistischer Beliebigkeit und kommt wie eine Leier etlichen Wählern über die Lippen, die am vergangenen Sonntag, im ersten Durchgang der landesweiten Gemeindewahlen, für die "Front national" (FN) gestimmt haben. An diesem Sonntag, im Zuge des zweiten Wahlgangs, werden die Ergebnisse der FN neuerlich die Berichterstattung in und aus Frankreich beherrschen.
Dabei steht inzwischen weitgehend fest, dass die unabwendbare Niederlage der regierenden Sozialisten um Präsident François Hollande auf einen klaren Sieg des liberal-konservativen Oppositions-Bündnisses hinauslaufen wird – ohne der geringsten Zuhilfenahme der Nationalpopulisten von Marine Le Pen.
Aber das Aufsehen, das die FN erregt, bleibt berechtigt, solange es nicht in eine hysterische Überbewertung umschlägt. Im ersten Wahlgang kam die FN in den Städten, in denen sie antrat, auf 14,8 Prozent. Das ist deutlich mehr als bei bisherigen Kommunalwahlen, aber weniger als sie bereits bei anderen Wahlen erzielte, und auch nicht viel mehr als das Ergebnis der französischen Grünen. Außerdem brachte die FN, die weiterhin als anrüchig gilt, nur in sechs Prozent der französischen Gemeinden Kandidatenlisten zustande.
Allerdings kam die FN in 19 Städten mittlerer Dimension (über 10.000 Einwohner) im ersten Durchgang auf Platz eins. Bei Abschluss des zweiten Durchgangs könnte die FN ein halbes Dutzend Städte (von insgesamt fast 10.000) erobert haben. 1995 hatte diese Partei aber bereits eine vergleichbare Zahl an Gemeinden errungen, und später, im Zuge von Misswirtschaft und Skandalen, wieder verloren.
Jetzt ist aber eine Akzeptanz für die FN spürbar, die es in den 1990er-Jahren, unter Führung ihres Vaters, Jean-Marie Le Pen, nicht gab. Das hängt einerseits damit zusammen, dass Marine Le Pen ihrer Partei einen moderateren Anstrich verpasste und rechtsradikale Parteikader mit Auftrittsverbot belegte. Der Hauptgrund für die Dynamik der FN liegt aber in der Verunsicherung der moderaten Großparteien, und allen voran der regierenden Sozialisten.
Längste Krise seit 1945
Sehnsucht nach Autorität
Die meisten Befragten, nämlich 56 Prozent, entschieden sich für Dominique Strauss-Kahn – also jenen vormaligen SP-Spitzenpolitiker, der als Präsident des Internationalen Währungsfonds in New York wirkte und dort seinen definitiven Karriereknick 2011 erlitt. Unter dem Verdacht, er habe eine Hotelbedienstete vergewaltigt, wurde Strauss-Kahn festgenommen. Das Strafverfahren wurde zwar unter Verweis auf mangelnde Glaubwürdigkeit der Klägerin eingestellt. Um einem Prozess vor einem Zivilgericht zu entgehen, bei dem weitere Frauen gegen ihn ausgesagt hätten, musste er aber in eine Abfindung der Klägerin einwilligen.
DSKs nahtloser Übergang zur neuen Freundin
Es dauerte nur zwei Wochen, bis im Herbst 2012 im französischen Klatschmagazin VSD die ersten Fotos von DSK mit seiner neuen Freundin auftauchten. Myriam L’Aouffir (44) heißt die – gar nicht mehr so neue – Frau an Dominique Strauss-Kahns Seite. Offiziell präsentierten sich die beiden erstmals im Mai 2013 auf dem Roten Teppich der Filmfestspiele in Cannes.
VSD zahlte später 23.000 Euro Schadenersatz an DSK und L’Aouffir. Gestern wurde das Magazin Closer für die Berichterstattung über die angebliche Affäre von Präsident Hollande verurteilt. Das Blatt muss 15.000 Euro an die angebliche Geliebte Julie Gayet zahlen.