Trierweiler: „Fühle mich wie vom TGV überrollt“
Von Danny Leder
Nomen est omen“, könnte man sagen: Keine 200 Meter vom Elysée-Palast entfernt befindet sich die Rue du Cirque (Zirkus-Gasse). Der Hauseingang auf Nummer 20 war auch am Dienstag wieder, parallel zur Pressekonferenz des französischen Staatschefs (siehe unten), ein ebenbürtiger und dazu noch erotisch aufgeladener Attraktionspunkt. Seit das Klatschblatt Closer dort die Wohnung geortet hat, in der François Hollande, 59, seine Geliebte, die Schauspielerin Julie Gayet, 41, traf, reißt der Strom der aufgekratzten Schaulustigen nicht mehr ab.
Keine „Première Dame“
Seitensprünge? Für einen Politiker aus dem Umkreis von Hollande ist der Begriff gar nicht zutreffend: „Laut Gesetz gibt es in Frankreich keinen offiziellen Status einer Première Dame. Die Person, um die es da geht, ist unverheiratet.“ Aber diese „Person“, also Valerie Trierweiler, die noch vor einer Woche als Lebensgefährtin des Präsidenten galt, lässt sich nicht wegretuschieren. Seit Freitag liegt die 48-jährige Journalistin in einer Klinik. Sie habe einen Schock erlitten und könne bis auf Weiteres das Spital nicht verlassen, ließen Ärzte verlauten. Einem befreundeten Journalisten der Zeitung Le Parisien gestand sie: „Ich komme mir vor, als hätte mich ein TGV (Frankreichs Hochgeschwindigkeitszug) überrollt.“ Von ihr auf seine Untreue angesprochen, hatte Hollande seine Affäre nicht bestritten.
Kein Freund der Ehe
Als es knapp nach der Amtsübernahme von Hollande 2012 zu einem politischen Eklat zwischen Royal und Trierweiler kam, schrieb der Psychoanalytiker Jacques-Alain Miller, Hollande würde sich seinen Frauen im Grunde ständig entziehen, er sei für sie nie wirklich fassbar. Dadurch würde er sie „verrückt machen“ und über kurz oder lang dieselbe Wirkung auf die französische Bevölkerung ausüben – eine gewagte Prophezeiung, die einem aber jetzt wieder in den Sinn kommen kann.
Die Frage aller Fragen ließ sich der Präsident vorsorglich gleich zu Beginn der Pressekonferenz von einem Mitglied seines eigenen Pressedienstes stellen – nur um sie dann rasch und einigermaßen souverän vom Tisch zu wischen. Seine Beziehung zu Valerie Trierweiler durchlaufe derzeit „schmerzliche Prüfungen“, sei allerdings eine private Angelegenheit. Er werde die Situation noch vor seinem Staatsbesuch in den USA – Trierweiler sollte ihn dorthin begleiten – klären.
Ansonsten war Hollande bei diesem lang vorbereiteten Auftritt vor den Medien bemüht, seine Pläne zur Sanierung der ramponierten französischen Wirtschaft gut zu verkaufen. Einen „Pakt der Verantwortung“ wollte er mit den Unternehmern schließen. Diesen sollten Steuererleichterungen, aber auch Liberalisierung allzu strenger Gesetze und Normen zugute kommen. So soll umgehend der Beitrag der Arbeitgeber zu den Familienbeihilfen gestrichen werden.
Im Gegenzug aber müssten die Unternehmer neue Arbeitsplätze schaffen, vor allem für problembelastete Gruppen der Bevölkerung wie jugendliche, aber auch ältere Arbeitslose. Wenn Frankreich seine Rolle in Europa und der Welt weiter behalten wolle, müsse es seine wirtschaftliche Stärke wiedererlangen, machte der Präsident deutlich, der im Laufe seines Auftritts allmählich wieder zur gewohnten Lockerheit zurückfand und sich ein paar Witzeleien leistete.
Partner Deutschland
Deutlich machte Hollande auch sein Bekenntnis zu Europa, dem Euro und zur Partnerschaft mit Deutschland. Noch engere Zusammenarbeit mit dem wirtschaftlich starken Nachbarn ist geplant. So will der Präsident einen gemeinsamen Konzern zur technischen Weiterentwicklung alternativer Energien.
Der Präsident, der zu seinem Amtsantritt klar linke Akzente gesetzt hatte, steuert nun einen typisch sozialdemokratischen Kurs der politischen Mitte. Er werde, so gab er sich pragmatisch, am Ende seiner Amtszeit daran gemessen werden, ob er den Staatshaushalt in Ordnung und die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht habe. Fragen, ob Sparpolitik und Defizitabbau nicht linken Idealen widersprechen würden, parierte er mit Humor: „Wenn es, um ein Linker zu sein, genügen würde, das Defizit zu vergrößern, dann wäre mein Vorgänger (der konservative Sarkozy, Anm.)ein Linksradikaler gewesen.“